Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Mittwoch, 22. Juli 2015

Angela Merkel besuchte in Dresden Chip-Werk, in welches Abu Dhabi 250 Mio USD investiert



So sieht so ein Halbleiter-Wafer aus, der u.a. in Dresden produziert wird. Foto: http://electronicdesign.com/site-files/electronicdesign.com/files/archive/electronicdesign.com/content/content/73939/73939_fig1-silabs-wafer.jpg



Ihr Handy vermeldet nervtötend häufig "Batterie low", "Akku runter" oder dergleichen - immer natürlich gerade dann, wenn man es dringend braucht?
Eine Entwicklung aus Dresden, meiner Heimatstadt, könnten dem bald abhelfen! Die Einführung von "22FDX" wird bereits jetzt als Meilenstein in der erfolgreichen Geschichte dieses Standorts bezeichnet, denn hier - in Dresden - soll diese Technologie weltweit erstmals produziert werden!

Die 22-Nanometer-FD-SOI-Bausteine (Fully Depleted Silicon on Insulator) sollen künftig aber auch für die Themenfelder „Industrie 4.0“, das „Internet der Dinge“ oder die Automobilindustrie große Chancen bieten. Bis Ende nächsten Jahres solle die Entwicklung abgeschlossen sein, so dass die Chips ab 2017 in Produkten verbaut werden könnten. Damit würde der Bau von Geräten ermöglicht, die bei deutlich geringerem Energieverbrauch eine stärkere Konnektivität und höhere Leistung erbringen könnten.

Sie fragen sich, was die Entwicklung im Dresdner Halbleiterwerk mit meinem Emirate-Blog zu tun hat? Ganz einfach: So ziemlich alles!
Ohne den emiratischen Staatsfond Mubadala, welchem seit 2009 Globalfoundries (vormals die amerikanischen AMD-Werke) gehört und welcher bereits Millionen in das Werk in der Elbestadt investierte, gäbe es all diese Entwicklungen vermutlich gar nicht. Mubadala wiederum befindet sich zu 100% in staatlicher Hand; der Kronprinz von Abu Dhabi, Sheikh Mohamed bin Zayed Al Nahyan, ist Aufsichtsratsvorsitzender. Abu Dhabi hat allein für die Entwicklung von 22FDX ganze 250 Millionen US-Dollar in das Dresdner Halbleiterwerk gesteckt!

Vor einigen Tagen besuchte Angela Merkel das Dresdner Halbleiterwerk im Besitz des emiratischen Staatsfonds, um sich von den Fortschritten in der Fertigstellung dieser künftig weltweit bedeutsamen Technologie zu überzeugen.

"Diese gesamte Entwicklung im Blick zu haben, ist jetzt die eigentliche Aufgabe, und Europa ist hier das muss man so hart sagen an vielen Stellen zurückgefallen. Wir haben allerdings Leuchttürme, und ein solcher europäischer Leuchtturm ist Sachsen", ließ die deutsche Bundeskanzlerin nach ihrem Besuch in einer Pressemitteilung verlauten.

Derzeit arbeiten etwa 4000 Fachkräfte beim Dresdner Chip-Hersteller von Globalfoundries - damit ist meine Heimatstadt der größte Mikroelektronik-Standort Europas: Das "Silicon-Saxony"!
Ich hoffe, dass die emiratischen Investoren auch weiterhin so weitblickend sind und großzügig über gewisse Gruppierungen (z.B. Pegida) in Dresden und Umgebung hinwegsehen, welche sich aktuell recht fremden- und vor allem auch islamfeindlich darstellen. Letztere könnten nämlich am Ast sägen, auf dem sie sitzen - auch dank solch prosperierenden Unternehmen, wie Globalfoundries, das sein "Blut in den Adern" (sprich: ein paar Milliönchen...) von fremden, sogar islamischen Geldgebern erhält.




Dienstag, 14. Juli 2015

Deutschland durch halb-fremde Augen



Meine Kinder und ich halten uns nun schon wieder - wie jedes Jahr um diese Zeit in den Sommerschulferien - seit ein paar Tagen in Deutschland auf, genauer: im reizvollen Sachsen. Es ist jedes Mal schön, die Heimat, die Landschaft, Familie und Freunde wiederzusehen.

Heute haben wir drei einmal querbeet ein paar Dinge zusammengetragen, welche uns im Vergleich zwischen unseren beiden "Heimatländern" - dem Ursprung und dem momentanen Gastland - spontan aufgefallen sind. Ich halte die Aufzählung bewusst naiv:



Alles ist so herrlich grün: Während hier in Deutschland überall, wo man nichts dagegen unternimmt, etwas Grünes vor sich hinwächst, sprießt in den Emiraten dort, wo man nichts dagegen unternimmt, so gut wie gar nichts von selbst...

Erdbeeren und Kirschen kann man selbst pflücken: Im Garten, nicht aus dem Supermarktregal!

Dort, in den Emiraten, sind die Autos in der Regel groß und weiß. Hier, in Deutschland, sind sie klein und bunt.

Deutsche Straßen sind vergleichsweise oft erstaunlich schmal, gewunden, manchmal baulich bedürftig und: Es gibt Gegenverkehr!

Geht man an einem gewöhnlichen Wochentag über den Marktplatz einer Kleinstadt, fällt dem "neu" Hinzugekommenen auf: Es laufen ungleich mehr Alte als Junge an einem vorbei. Vor allem ist der Kontrast mit den Emiraten groß, wo schätzungsweise die Mehrheit der Bevölkerung unter 35 ist!

Der Bestand an historischen oder auch nur "alten" (ca. 100 Jahre) Häusern in Deutschland im ist frappierend Vergleich zu dem fast komplett aus Neubauten aller Couleur bestehenden Emiraten - dort werden ca. 30 Jahre alte Bauten bereits wieder abgerissen! "Werterhaltung" ist wohl noch eher ein deutscher Begriff.

In Deutschland ist der Himmel....manchmal HIMMELblau :-)  und voller Wolken. Ab und an ist er auch grau und regenschwer. In den Emiraten fehlen Wolken und auch Farbe meist ganz, man fragt sich: Ist da oben überhaupt Himmel?

Mülltrennung. Draußen auf der Dorfstraße liegen gerade stapelweise Gelbe Säcke; ich muss schnell meinen noch dazustellen! Das wird ernst genommen. In den Emiraten gibt es zwar bereits getrennte Tonnen - doch bis die Menschen sich dort ans Mülltrennen gewöhnt haben werden - und bis die Müllarbeiter die Tonnen am Ende nicht gleich wieder in dasselbe Müllauto kippen.... wird wohl noch einiges an Zeit vergehen.
Andererseits: Dem Thema "Erneuerbare Energien" wird gerade in Abu Dhabi in letzter Zeit sehr starke Aufmerksamkeit gewidmet; ein Trend, der dort gerade so richtig "abhebt" und staatlich stark gefördert wird.

Der Duft von Natur in Deutschland - gerade nach Regen - ist unvergleichlich schön. Einer meiner Lieblingsdüfte! (gibt's den auch als Parfüm??)

Alte Biergärten unter riesigen Kastanien oder Linden hier - vs. Hochglanzbars mit allem Chic dort. Hat beides 'was für sich...

An der Supermarktkasse ist die Kassierin so flott, dass man kaum hinterherkommt mit Schauen. Was ohnehin ungünstig ist, denn inzwischen sollte man ebenso flott seine Einkäufe in Tüten werfen - kein Angestellter des Supermarkts, der das für einen erledigt...

Traditionelle Kleidung im Alltag (lange weiße Khandura und weißes Kopftuch mit Kordel für die Männer, schwarze Abahja und Kopftuch und -  je nach Modernität der Familie - ein oder kein Gesichtsschleier)  ist in den Emiraten normal und die Regel. Dirndl und Lederhosen werden in Bayern zu Anlässen durchaus getragen - der Rest der Bevölkerung geht in H&M, Esprit oder Boss (je nach Geldbeutel)


Sobald die Temperaturen in Deutschland über 25 Grad steigen, sieht man in der Öffentlichkeit überall auf einmal Männer mit mehr oder minder attraktiven, freien Oberkörpern; bar jeglichen Shirts. In den Emiraten würde das unter "Erregung öffentlichen Ärgernisses" zählen!

Was Deutschland an schöner und vor allem abwechslungsreicher Natur zu bieten hat, machen die Emirate auf ihre Art mit Vergnügungsparks aller Art wett (Ferrari-World Abu Dhabi, Ski Dubai, 4-D-Kino, gigantische Wasserparks, Trampolinhallen, Schmetterlingspark Dubai uvam.)

In den Emiraten bekommt man ein Lächeln geschenkt - kostenlos, immer und überall; ob an der Tankstelle, an der Ladenkasse, im Restaurant, einfach so im Vorübergehen... In Deutschland lächeln die Menschen meist erst, wenn sie einen (er)kennen. Auch in Sachen Höflichkeit schlägt das Zünglein an der Waage wohl etwas mehr Richtung Emirate aus!





Donnerstag, 2. Juli 2015

Abschiede


Für viele heißt es nun wieder: Kisten packen...


Es ist einmal wieder so weit. Das gemeine "Expat-Jahr" organisiert sich - vor allem, wenn man Familie hat - um das jeweilige Schuljahr herum. Jahr 2014/15 ist demnach jetzt für uns beendet.

Wie jedes Mal um diese Zeit: Wieder verlassen Bekannte und Freunde unseren Kreis, um im Herkunfts- oder auch einem anderen Land ein "neues" Leben zu starten. Hier sind Arbeitsverträge erfüllt, woanders warten neue.

Zwei Familien aus dem engen Freundeskreis haben wir nun bereits in den vergangenen Tagen verabschieden müssen. Die Erwachsenen verlieren hoch geschätzte und verlässliche Gefährten, unsere Kinder Kumpels und Spielkameraden.

Auch wenn es nun nicht automatisch "Aus den Augen, aus dem Sinn" heißt und man sich vermutlich doch wiedersieht oder anderweitig in Kontakt bleibt - es wird nie mehr dasselbe sein. Ein Stück Normalität, auch "Heimat in der Fremde" zieht gerade aus, gemeinsam mit ihren Umzugskartons. Und jedes Mal hocke ich dann nach dem letzten "Bye" hinterher in meinem Auto und schlucke die Tränen runter. Denn Abschied für (fast) immer fühlt sich eben anders an, als nur mal für ein paar Wochen oder Monate...

Wir wünschen denen, die ich hier speziell meine (Ihr wisst schon.....), alles Gute für den neuen Bestimmungsort: Dass Ihr gut "ankommt", schnell in alte Sozialstrukturen zurück oder aber in neue hineinfindet.
Abu Dhabi aber steht doch auf Eurer Liste für einen Kurzurlaub im kommenden Schuljahr hoffentlich ganz oben?!

Auch die "Wiederkommer" im neuen Schuljahr besteigen in den kommenden Stunden fast ausnahmslos alle Flieger - auf zu den Omas und Opas, den Cousins, alten Freunden, zu Wald und Bergen und Regen und all den bestimmten "Lustbarkeiten", an welchen es hier manchmal eben mangelt. Schöne Ferien!