Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Montag, 29. August 2016

Zurück, bei der Arbeit! Peinlich, wenn nicht ...


Zurück im Alltag. Oder, wie unlängst jemand sagte: "Na, schon Schalter umgelegt?!"

Ja, genauso könnte man das Gefühl beschreiben, das ich jedes Mal habe, wenn ich von hier zum zweimonatigen Sommeraufenthalt nach Deutschland aufbreche. Oder aber dann wieder herkomme: Schalter umlegen. Während ich dort wenig übers "hier" nachgrübele, denke ich hier nicht ständig an mein Leben in der alten Heimat. Jeweils dort, wo ich bin, BIN ich!


Zurück am Schreibtisch ... (nicht meiner!) *

Wahrscheinlich kann das nur jemand wirklich nachvollziehen, der ein ähnliches Leben führt - woher kämen sonst auch noch nach fast zwanzig Jahren immer wieder die gleiche Fragen (allesamt aus Deutschland): "Na, schon wieder eingelebt?"
Nein, ich kann mich weder hier noch da 'ein'leben, denn sobald ich die jeweilige Passkontrolle am Flughafen hinter mir habe, wohne ich ja dort, bin ich ja daheim da... in der Geburts- oder eben auch Gast-Heimat. Was manchmal, sobald man darüber nachsinnt, das surreale Gefühl beschert, dass man zwei parallele Leben hat.

Also - zurück in Abu Dhabi und am Schreibtisch (dazu beim nächsten Mal mehr).
Die Koffer sind ausgeräumt. Die Klimaanlagen funktionieren inzwischen wieder alle, der - noch - arg vertrocknet aussehende Garten erholt sich hoffentlich bald. Wäsche gewaschen, Kühlschrank gefüllt. Alte Freunde hier sind begrüßt, "neue alte" (aus Libyen-Zeiten), frisch um die Ecke eingezogen, sind willkommen geheißen.

Seit gestern stecken die Kinder in ihren jeweils neuen Schuljahren. Ja, noch immer wundern sich - verständlicherweise - Leute in Europa, wenn für Kinder (und Eltern) hierzulande sonntags um sechs der Wecker klingelt, weil Schule oder Arbeit es verlangen. Nun, in islamischen Ländern hat man eben freitags und samstags frei - und daher ist unser Sonntag hier nichts anderes als ein verkleideter "Montag"...


Der Scheich stand morgens vor leeren Behörden-Arbeitplätzen ...


A propos frühes Aufstehen an Sonntagmorgenden (die eigentlich gefühlte Montage sind...): Sheikh Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, der Vizepräsident der VAE und gleichzeitig Regent des Emirats Dubai, welcher sowohl bekannt ist für seine gigantischen Projekte (u.a."Marsmission") als auch für seine Volksnähe, machte gestern Morgen (Sonntag eben!) einmal zum offiziellen Arbeitsbeginn eine unangekündigte Stippvisite in diversen Dubaier Behörden.

Allerdings war - anders als bei einem weiteren Besuch auf dem Airport - dort niemand da, um seine Hoheit mit Datteln und kahwa zu begrüßen, dem traditionellen Kardamom-Kaffee, der Gästen stets gereicht wird. Geschweige denn, ihn über die aktuellen Arbeiten zu informieren. Grund: Sheikh Mohammed war (samt Kamerateam) ganz allein in den Büros!

Zwar wurden die Namen der blau-machenden Manager offiziell nicht genannt, doch der Kommentar aus Sheikh Mohammeds Stab dazu war eindeutig: "Pünktlichkeit hat bei den Leuten an der Spitze zu beginnen. Wir werden nicht zuerst die Angestellten zur Verantwortung ziehen, wenn nicht einmal ihre Vorgesetzten pünktlich anwesend sind!"

Wie der Zeitungsbericht erahnen ließ, hat es an einigen Manager-Schreibischen in Dubai nachher gestern wohl (sicherlich mehr als nur) "rote Köpfe" gegeben!

 Nachtrag vom 30.08.3016 - die Konsequenzen


Einen Tag später. Ja, im übertragenen Sinne sind die roten nun tatsächlich auch gerollte Köpfe. Aufgrund des Vorfalls hat Sheikh Maktoum die betreffenden Manager entlassen. Im Zuge seiner Initiative, der Dubaier Community hervorragende Dienstleistungen zu bieten und auch der neuen Generation junger Führungskräfte eine Chance zu geben. Im heutigen Zeitungsartikel sind alle Entlassenen mit Namen und Position benannt.



* https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b2/Schreibkabinett_18_Jh_rem.jpg

Montag, 22. August 2016

Abflug


Durch- und Ausblick: Edmundsklamm in Herrnskretschen, fast Deutschland :-)


Ein erlebnisreicher, mit Begegnungen und Erlebnissen vollgestopfter Sommer (wie jedes Mal ;-)  ) geht für mich und meine Familie in Deutschland zu Ende. Das neue Schuljahr in Abu Dhabi beginnt und damit der Alltag auch für mich.

Kleines Fazit: Trotz einiger hässlicher Vorkommnisse und Anschläge, die eine Zeit lang gar nicht mehr aufzuhören schienen... kann ich ganz persönlich resümieren, dass es ein rundum erfreulicher Deutschland-Aufenthalt war.

Vieles muss einfach erst einmal ein wenig im Kopf sortiert und verarbeitet werden. Ganz besonders die vielen, vielen Wiedersehen mit Freunden und Bekannten. Es gab wieder viele Anstöße, Anregungen und vor allem eins: Die Wärme, welche aus Konstanz, Beständigkeit, Interesse, Zuneigung, Verlässlichkeit entsteht. Einige wertvolle Bekanntschaften sind auf meinem bisherigen Lebensweg immer wieder hinzugekommen. Einige Freunde jedoch begleiten mich auch schon sehr, sehr lange.

Nicht oft kann ich für sie physisch da sein - dennoch halten sie mir die Stange. Deshalb an dieser Stelle einmal ein ganz großer Dank an euch alle, welche sich von meinem geografisch unsteten Leben nicht haben abschrecken lassen. Ich bin froh, euch zu haben! (Wer gemeint ist, weiß schon Bescheid.)


Freitag, 5. August 2016

Und heute mal ein Lob...


... an die nette Zugbegleiterin, welche am 30.07. in der Bahn ab Erfurt 21.39 Uhr nach Berlin so hilfsbereit und freundlich meinem kleinen Dilemma abhalf!

Habe ich im vorigen Posting ein bisschen über miesepetrige Landsleute gemault (!  :-)  ), welche ihre schlechte Laune an Wildfremden abreagieren?

http://bild8.qimage.de/zwei-deutsche-bahn-foto-bild-106180438.jpg


Natürlich gibt es in Deutschland auch jede Menge netter Menschen. Als ich mich unlängst mit einer lieben Freundin nach einem Jahr Trennung in Erfurt wiedertraf, war natürlich viel zu erzählen. Den Weg abends zurück zum Bahnhof hatten wir doch ein wenig unterschätzt, noch mehr jedoch, dass justament zu diesem Zeitpunkt  hunderte heiterer junger Menschen auf halb-virtueller "Pokemon Go!"-Jagd mit ihren Smartphones in einem langen Zug quer durch die Innenstadt unterwegs waren!

So geschah es, dass ich mit meiner Freundin im Schlepptau einen Satz auf die Abfahrtsplattform meines Zugs nach Dresden exakt da machte, als die Türen mit dem charakteristischen Krachen zuschlugen. Nur noch die Hand konnte ich an die kühle Außenhaut des Zuges mit den hermetisch verriegelten Türen legen, welcher sich ganz langsam unter ihr zu bewegen begann und dann immer schneller vom Gleis rollte...

Die nächste Bahn ging genau zwei Stunden später: Also gut, noch ein großes Glas Sauerkirschsaft im Café am Bahnhof, sowas ist ja nicht schlimm an einem lauen Sommerabend. Mich beunruhigte höchstens leicht die Feststellung, dass das für den verpassten Zug gebuchte Ticket ja nun auch hinfällig war...

Kurz vor Abfahrt bemerkten wir, dass der spätere Zug ausgerechnet samstags um diese Zeit aber nur noch bis Leipzig verkehrt; nix da Elbflorenz! Nach einigem Grübeln entschloss ich mich, eine Verbindung bereits zehn Minuten früher zu nehmen - Endziel Berlin, aber ebenfalls über Leipzig. Irgend einen Anschluss würde ich da schon finden.

Als ich dann drin saß und sich die Zugbegleiterin nahte, zückte ich mein verfallenes Ticket und schilderte ihr kurz und etwas bang mein Problem. Fragte, ob und wann ich ab Leipzig weiterfahren könne. Die Schaffnerin zog ihr Smartphone hervor, schwenkte es auf der Suche nach Netz ein paarmal herum, fand dann schnell eine Weiterfahrt schon 15 min nach meiner Ankuft in Leipzig vom Gleis gegenüber.
Mein Ticket stempelte sie gelassen und kritzelte für den Zugbegleiter im Anschluss mit Kugelschreiber noch den Vermerk "Zugpreisbindung aufgehoben!" darunter. Mit einem Lächeln übergab sie mir meine nun wieder gültige Fahrkarte. Was war bzw. bin ich der Frau dankbar!

Als später noch ein junger Zugbegleiter durch die Gänge lief und den abendlichen Fahrgästen diverse Erfrischungen anbot, u.a. mit dem launigen Spruch "Warum nehmen Sie nicht einen Rotwein? Da können Sie mich gleich besser ertragen!", war ich restlos überzeugt: Die Deutsche Bahn beschäftigt ausgesprochen freundliche, hilfsbereite und entspannt wirkende Angestellte! Wer hätte das gedacht?
So sympathisch kann Deutschland eben auch sein - ich hoffe, es bleibt so.