Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Donnerstag, 24. Dezember 2015

24.12.2015 - Ein ganz besonderer Tag



Dieses Weihnachten ist in vielerlei ein besonderes. Eigentlich sollte es das jedes Jahr, für jeden einzelnen sein. Doch diesmal gilt es sogar in kosmischer und religiöser Weise!

Weihnachten 2015 ist das erste Mal seit 1977 wieder eine "Vollmond-Weihnacht"! Und erst 2034 gibt es erneut eine solche.... Zudem steht der Vollmond außergewöhnlich hoch am Himmel, weil er diesmal just zur Wintersonnenwende erscheint, wenn die Sonne ganz tief und der Mond ganz hoch überm Horizont erscheint.

Auch in religiöser Hinsicht scheint Weihnachten 2015 ein "Zeichen" zu sein: Während die Christen die Geburt von Gottes Sohn Jesus (den die Moslems als Propheten Isa verehren) jedes Jahr zu Heilig Abend am 24. Dezember feiern, "wandert" der Geburtstag des moslemischen Propheten Mohammed rückwärts durch unsere Jahre, weil sich das islamische am Mondkalender orientiert.
Am 24.12.2015 feiern Christen und Moslems am gleichen Tag - erstmals seit 400 Jahren! - die Geburt ihres jeweiligen Religionsbegründers.

Wenn man zugleich feiern kann - könnte man es vielleicht auch irgendwie gemeinsam, zumindest in freundlicher Akzeptanz? Gemeinsamkeit zu zelebrieren, anstatt immer auf eigenen und fremden Andersartigkeiten herumzureiten?

Also: "Frohe Weihnachten!" und auch "Eid Mubarak!" an diesem Tag, FRIEDE und SALAM für alle.

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Weihnachtsgrüße


Diese kommen von mir diesmal aus dem - allerdings nicht gerade winterlich-weißen, wie von unseren Kindern natürlich erhofften - Deutschland.
Bevor die Geschenkeschlacht und vor allem aber hoffentlich auch das naht, worauf der Deutsche gern Wert legt - nämlich die weihnachtliche Besinnlichkeit und Ruhe... möchte ich noch ein paar heitere, interkulturelle Bilder zum Thema aneinandereihen.

Während in den winterlich-kühlen Emiraten (kaum noch über 20°Grad!...) Geschäfte, Plätze und viele Wohnungen so weihnachtlich geschmückt sind wie anderswo auch, wirkt das vor der ursprünglichen, wüstennomadischen Kulisse durchaus etwas schräg...


Schön, nicht? Vor allem "schön seltsam", der Weihnachtsbaum vor Dattelplamen! - in einer Wohnanlage in Abu Dhabi.

Plastik-Krippe im emiratischen Supermarkt
Wenn sich manche im - meist ja doch eher un-christlichen - Deutschland vor der vermuteten, baldigen "Übernahme" durch islamische Riten und Lebensweise graulen, quellen in den moslemischen Emiraten die Schaufenster und das Warenangebot über vor christlichen Symbolen. Scheinbar hat hier keiner wirklich Angst, Geschenkanhänger mit Weihnachtsengeln und kleine Plastik-Jesuskinder in Krippen (immerhin aus Holz und sogar echts Moos auf dem Dach! :-)  ) oder aber deren Käufer aus der Herkunftskultur bläsen zum Angriff! Sogar Plüschtiere mit der Stickerei "Jesus loves you - snow much" habe ich gesehen.... Solange nur immer schön die Kasse klingelt?!

Einträchtig liegen in den Supermarktregalen britisches Gingerbread und Plumpudding neben italienischem Panettone und deutschem Weihnachtsstolle; vollziehen so auch kulinarisch die internationale Weihnachts-Einheit  (Dominosteine vermisse ich allerdings schmerzlich....)
Die Werbung lockt überall zu "Christmas-Brunches" und -Dinners samt Truthahn in Hotels und Restaurants; selbstredend liegt in den Bekleidungsgeschäften die gesamte Winterkollektion inklusive Stiefeln, Daunenjacken und Mützen zum Kauf aus.

Gigantische "Schnee"-Kugel in einer Shoppingmall - der Schnee, in welchem die Mädchen herumtollen, ist Watte...























































Zum Schluss noch ein "echt" weihnachtlicher Gruß mit einer original Erzgebirgischen Pyramide

Ob es nun - je nach Herkunft und Geschmack - eine besinnlich-deutsche Weihnacht in Familie mit Kirchgang wird, eine Gourmet-Orgie wie bei den Franzosen, eine fröhliche "Christmas-Party" mit Tanz rings um den Tannenbaum wie in großen Teilen der anglophilen Welt, oder aber ganz anders -  egal, Geschenke wird es so oder so geben! Und Freude hoffentlich auch überall.


                   Schöne Weihnachten wünsche ich allen!



Mittwoch, 16. Dezember 2015

StarWars Episode VII - Ein Stück emiratische Wüste


https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Starwars7logoger.jpg


"DIE MACHT" ist - hoffentlich - mit uns! "StarWars", für Millionen eine Kinolegende - viel mehr als "nur ein Film" und sozusagen 'lager than life' - ist nun mit seiner neuesten Ausgabe auch in den VAE für seine unzähligen Fans wieder erlebbar. Diese werden morgen die hiesigen Kinosäle stürmen, welche seit Tagen ausverkauft sind (viele natürlich in passender Verkleidung)  - und mit ihnen vermutlich alle diejenigen, welche diesem Mythos vielleicht irgendwie erst noch erliegen wollen.

Viellelleicht sehe ich mir "Das Erwachen der Macht", die 7. Episode der Saga, ja auch an. Denn wurden die Szenen für den Wüstenplanten Tatooine früher noch überwiegend in Tunesien gedreht, was inzwischen aus Sicherheitsbedenken abgesagt wurde - vor dem "Arabischen Frühling" verhalf StarWars ja der Tourismusindustrie des Landes dank der alten Film-Kulissen zu einem gewaltigen Schub - sind die neusten Szenen auf dem ebenfalls "wüsten"  Sandplaneten Jakku nämlich in den Emiraten gedreht worden!

Genauer gesagt, in der Liwa-Wüste (Teil der fast die gesamte arabische Halbinsel bedeckenden Rub Al-Khali), nahe der saudischen Grenze und auch dem märchenhaften Hotelresort "Qasr Al-Sarab" - nur ca. 2 Autostunden von der emiratischen Hauptstadt Abu Dhabi entfernt! Da war ich schon öfters auf Wochenendausflügen - "dort um die Ecke" fühle ich mich also sozusagen ein bisschen zu Hause ;-)
Ich hoffe, von der majästetischen Schönheit der endlosen, rötlich-braun-gelben Weiten der Dünen bleibt in dem ganzen futuristischen Filmset des neusten "StarWars" mit all seinem Gerät und den  Explosionen zumindest ein Hauch von Reiz zu erahnen.

Liwa-Wüste: Drehort für die neuste StarWars-Episode

So ganz uneigennützig mag die Abu Dhabi Tourism and Culture Authority dann die Drehgenemigung an die Walt Disney Company wohl auch nicht gegeben haben. Man weiß: Weltweit sind es Studien zufolge 100 Millionen Reisen im Jahr, die allein  durchs Kino motiviert sind. Menschen lieben es eben, ihren Stars nachzureisen, Selfies an Drehorten zu knipsen, die Atmosphäre des Films zu suchen.

Für Abu Dhabi ist es ein Volltreffer, dass rd. 650 Crewmitglieder von "StarWars - Das Erwachen der Macht", im Frühjahr 2014 wochenlang in der Liwa-Wüste gefilmt und im Qasr al-Sarab gewohnt haben. Weil es die Bilder dieser rotbraunen Dünen in alle Welt tragen wird, auf zehntausende ­Kinoleinwände rund um den Globus. Weil es eigentlich keine bessere Tourismuswerbung gibt als ein Filmprojekt von diesem Kaliber! Für Hollywood hat sich die Wahl des Drehorts wohl noch aus einem anderen Grund gelohnt: Die Filmförderungsbehörde des Emirats erstattet jedem 30 Prozent der ­Produktionskosten, der hier dreht!

Was aus den mittlerweile eingelagerten Kulissen vom Sandplaneten Jakku werden soll? Inoffiziell werden sie eines Tages in der Nähe von Abu-Dhabi-Stadt wieder aufgestellt – um Touristen anzuziehen. Oder doch näher am eigentlichen Drehort der Hollywoodleute? Man wird es sehen - kann aber davon ausgehen, dass die emiratischen Tourismusexperten sich diese Chance kaum entgehen lassen werden, die vielen neugierigen Möchtegern-Jedi-Ritter hier gern zu empfangen.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Die emiratische "Lesekrise" und ihre Kinder


Scheikh Maktoum als Lesevorbild: http://static.gulfnews.com/polopoly_fs/1.1585317!/image/3981837716.jpg_gen/derivatives/box_620347/3981837716.jpg

In allen erdenklichen Bereichen mögen die Arabischen Emirate die Größten, Besten, Innovativsten sein; Rekorde um Rekorde... In einem Bereich stellen sie jedoch unter den Industrienationen wohl eher ein traurigen Negativrekord auf: Während die durchschnittliche Lesezeit, welche Kinder in westlichen Ländern mit dem Schmökern in Bücher und Zeitschriften pro Jahr verbringen, auf immerhin 12.000 Minuten berechnet wurde, sind es für die VAE gerade einmal ganze SECHS Minuten, fand die Arab Thought Foundation heraus! Gerade genug vermutlich, um den Titel oder die Rückseite von vier, fünf Büchern zu lesen.....

In einer anderen Studie der Arab League sind die Emiraties unter anderen arabischen Staaten die fünftplatzierten, wenn es um (erwachsene) Leser und den Umfang ihrer Freizeitlektüre geht - hinter Bahrain, Ägypten, Marokko und dem Irak. Kein Ruhmesblatt, denn hier messen sich die sonst so hochentwickelten Emirate mit einem Zwergstaat, zwei von Armut und Analphatetismus gezeichneten sowie einem kriegszerrissenen Land....

"Lesen öffnet den Geist und unterstützt Toleranz, Offenheit und Zusammenarbeit.... es ist Grundfeste zivilisierter Nationen, welche nicht extremistisch und rigide sind", äußerte sich Scheich Khalifa, Präsident des Landes dazu - und man kann vermuten: einigermaßen besorgt.

Auch Rashid Al Maktoum, Vizepräsident und Prime Minister der VAE sowie Herrscher des Emirates  Dubai, schrieb unlängst in einem Tweet: "Wir sehen uns in der arabischen Welt einer Lese-Krise gegenüber. Wir müssen die junge Generation zum Lesen bringen, wenn wir einen Weg des Wachstums und des Wissens beschreiten wollen!"


Folglich hat die Regierung das Jahr 2016 zum "Emiratischen Lesejahr" (Arab Reading Challenge) ausgerufen. Auf seiner Facebook-Seite ermuntert Scheich Maktoum Kinder, "bis zu 50 Bücher pro Jahr außerhalb der Schullektüre zu lesen".

Es wird wohl noch eine Generation dauern, bis solche Ziele tatsächlich weiträumig umgesetzt sind. Denn wenn man sich hierzulande umsieht: Zwar ist die alljährliche Buchmesse in Abu Dhabi sehr gut besucht. Doch Leihbibliotheken finden sich eher nur im schulisch-universitären Umfeld. Buchläden gibt es einige  - doch das englische Buchangebot dort übertrifft das arabische vielfach. Außerdem stehen viel mehr Sach- als schöngeistige Bücher in den "arabischen" Regalen. Auch Kinderbücher findet man fast ausschließlich aus dem Disney-Umfeld. Es soll ja emiratische Märchenbücher geben - ich bin aber nun schon seit Monaten vergeblich "auf der Jagd" nach welchen!

Während in der westlichen Welt vor allem Kulturpessimisten den Untergang der Buchkultur zugunsten von "Wisch- & Klick" auf Smartphones und Tables befürchten, scheint man auch in dieser Beziehung in den VAE den Westen längst überholt zu haben. Ich kann mich nicht entsinnen, hier jemals in der Öffentlichkeit jemanden gesehen zu haben - lesenderweise mit einem Buch oder einer Zeitung in arabischer Sprache...

Es ist erfreulich, wenn man Scheich Maktoum zwischen kleinen Kindern als Vorbild ins Buch vertieft sieht (s. o. im Bild). Die Regel ist so etwas wohl nicht. Und da Kinder viele Gewohnheiten und Kulturtechniken vor allem zu Hause, in ihrer Familie durchs Nachmachen erlernen, lesende Eltern unter den Emiraties jedoch derzeit eine Minderheit darstellen, liegt da wohl noch ein langer Weg vor den Landesvätern...

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Mars-Männer!


VAE fliegt zum Mars!                   http://astrobites.org/


Die Vereinigten Arabischen Emirate wagen sich weit und vor allem hoch hinaus.
Das ist an und für sich eigentlich schon gar keine Nachricht mehr, das ist man ja gewöhnt: Höchstes Gebäude der Welt, größter Kronleuchter der Welt, Ski Dubai, "Mall of the World" (im Bau), "Dubai Wheel" (im Bau), usw. usf.......

Dennoch. Das ist alles immer noch nur auf Ameisenhöhe! - misst man es an dem Vorhaben, das im Jahre der hiesigen World Expo, im Juli 2020, von den VAE geplant ist: Die Mars-Mission! Dann kommen sich die Planeten Mars und Erde gerade besonders nahe.

Bislang besteht das Team aus rd. 70 arabischen Wissenschaftlern und Forschern; bis zur Ankunft der Sonde auf dem Mars sollen es dann etwa doppelt so viele sein. Vor allem interessieren sich die Wissenschaftler für klimatische Veränderungen auf dem roten Planeten. Omran Scharaf, Projektleiter der Mission, sagt dazu: "Zum einen wollen wir besser verstehen, welche langfristigen Veränderungen der Atmosphäre auch auf die Erde zukommen können.

Die emiratische Raumsonde wird dann noch unbemannt sein. Doch das soll möglicherweise nicht für immer so bleiben: "Zum anderen wird die Mission Wissenschaftlern helfen, andere Planeten zu bewerten, ob dort Leben möglich sein kann."

Über die veranschlagten Kosten für das Riesenprojekt schweigen die VAE sich aus. Scheich Muhammad bin Raschid al Maktum, der Ministerpräsident des Landes, erklärt das so: "Ich wurde gefragt, wie hoch die Kosten für dieses Projekt sind, aber ich nenne das eine Investition."

Benannt wird die Raumsonde, als Resultat einer landesweiten Abstimmung, Al Amal - das bedeutet "Hoffnung".

Hier weitere Informationen zur Mission:


http://www.emiratesmarsmission.ae/

http://www.multivu.com/players/English/7520951-uae-mission-to-mars/

Sonntag, 29. November 2015

Nationalbaum Ghaf Tree

Wer "Wüste" denkt, assoziiert neben Sanddünen und Beduinen meist auch gleich Kamele und Dattelpalmen mit.
Dennoch wird als der "Nationalbaum" der Vereinigten Arabischen Emirate keine der exotischen Palmen betrachtet, sondern eine von der Form her eher unscheinbare Spezies: der Ghaf (Prosopis cineraria). Und da in dieser Woche, am 2.12,. der 44. Nationalfeiertag der VAE gefeiert wird - feiere ich hier aus diesem Grunde heute einmal diesen besonderen Baum.

Ghaf Baum, auch Tiere lieben ihn.... (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Khejari_%28Prosopis_cineraria%29.JPG)


Gerade im Hochsommer, wenn hierzulande Mensch, Tier und Pflanze unter der sengenden Hitze leiden (und es mir so vorkommt, als ächzten sogar die Hochhaustürme...), erscheint der Anblick eines Ghaf Trees oft wie ein Wunder: Ob ganz unvermittelt - sich allein zwischen endlosen Sanddünen sich behauptend - in Parks und Gärten oder auch auf Ödland; selbst wenn alle anderen Pflanzen nach endloser Trockenheit von Staub grau bepudert oder gleich ganz vertrocknet sind, prangt der Ghaf in unwirklich kräftigem Grün. So, als wasche er sich des Nachts heimlich den Sand von den zart gefiederten Blättchen...

Stolz, lebendig, unbesiegbar wirkt er. Trotzt Sandstürmen, Hitze und nährstoffarmen Böden ist dieser Baum immergrün! Seine an die 30 m langen Wurzeln saugen das Grundwasser hinauf, selbst aus stark salzhaltigen Böden, und nutzen den Morgentau.
Wehrhaft ist er ebenfalls - unter dem Grün verbergen sich lange Stacheln. Die halten Kamele und Ziegen halbwegs vom Abgrasen ab. Dennoch dient der Ghaf mit seinen hellgelben Blüten im Frühjahr Bienen und anderen Insekten als Nahrung und ganzjährig Vögeln in seinen Wipfeln sowie Kleintieren zwischen seinen Wurzeln als Heimstatt. Überdies verhinden die Wurzeln Bodenerosion. Der Schatten dieses Pflanze, auch "Schirmbaum" genannt, mag in der Vergangenheit schon so manchem erschöpften Wüstenwanderer das Leben gerettet haben.....

Zart gefiederte Blätter, hellgelbe Blütenstände (http://www.plantsguru.com/prosopis-cineraria)


Sein größter Feind ist, wie so oft, der Mensch. Die gewaltigen Urbanisationsbewegungen der letzten Jahrzehnte in den VAE haben auch so manchen Ghaf-Baum das Leben gekostet. Doch werden die Bestrebungen des Staatsgründers Sheikh Zayed, welcher einst ein groß angelegtes Naturschutzprogramm anschob, seit Jahren zunehmend verstärkt wieder aufgenommen. So schenkt man auch der Bewahrung und vor allem Neuanpflanzung dieser Überlebenskünstler-Bäume vermehrte Aufmerksamkeit, denn dass Pflanzen unverzichtbar für die Atmosphäre auf der Erde sind - sprich: die Luft, die wir atmen!, ist natürlich auch hierzulande endlich Allgemeingut.
Der Ghaf Tree ist schlicht unverzichtbar bei der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Ökologie in den Emiraten. Inzwischen darf kein Ghaf-Baum mehr ohne Erlaubnis der Behörden abgeholzt werden!

Die emiratische Firma Goumbook, welche sich den Themen Nachhaltigkeit und "grün leben" verschrieben hat, rief 2010 die Initiative "Give a Ghaf tree - planting programm" ('Schenke einen Ghaf-Baum'-Pflanzprogramm) ins Leben. Diese richtet sich an Kommunen, Teams, Schulen etc. ebenso wie an Einzelpersonen. Für 18 Dhs (ca. 4,50 EUR) kann man einen solchen jungen Baum, der zuvor in einer Baumschule aus Samen gezogen wurde, entweder spenden oder auch gleich selbst pflanzen. Dafür gibt es eine Urkunde mit genauer Angabe, wo der "eigene" Ghaf hingepflanzt wurde (sofern man das nicht selbst tat).

Wer neugierig auf diese Initiative ist oder sich sogar beteiligen möchte, kann sich hier oder auf der Seite "Give a Ghaf" bei Facebook informieren.



Sonntag, 22. November 2015

Essen wie bei der emiratischen Oma - "Meylas Restaurant"


Gut zu speisen hält Leib und Seele zusammen. Typische Küche reflektiert die Kultur eines Landes, eines Volkes auf seine ganz eigene Weise. Essen ist eine Art Lebensphilosophie.

"Meylas Restaurant" in Abu Dhabi ist auf traditionelle emiratische Küche spezialisiert - mit Erfolg beim Publikum!

An diese Leitsprüche halte auch ich mich oft und gern. Eingedenk der Tatsache, dass auf diesem Blog u.a. die Beiträge zu arabischer - speziell emiratischer - Küche sehr gefragt und nachgelesen sind, habe ich mich wieder einmal in die Spur begeben, um herauszufinden, was "wirklich emiratische" Speisen sind und wo man sie in der hiesigen Gastronomie denn findet.

Wer in die Emirate kommt, kann sich quer durch das gesamte Vokabular internationaler Küchen schlemmen - von "A" wie äthiopisch bis "U" wie usbekisch! Eigenartigerweise findet man aber ausgerechnet die lokale, unverfälschte Küche so gut wie gar nicht. Dem wollte eine junge Emirati Abhilfe schaffen.


Jungunternehmerin Shaikha Al Kaabi vor "Meylas Food Truck", mit dem sie alles begann.  Foto: http://www.thenational.ae/arts-lifestyle/food/meylas-food-truck-offers-emirati-cuisine-to-abu-dhabis-residents
Vermutlich nirgends kann man das in ganz Abu Dhabi derzeit besser als in "Meylas Restaurant", das seit Juni 2015 an der Strandpromenade im neu erbauten Stadteil Muneera seine Gäste empfängt! Vorweg: Mit der oft beschworenen, "arabischen" Essens-Dreifaltigkeit von Hummus, Tabbouleh und und gefüllten Weinblättern hat genuin emiratische Küche etwa so viel zu tun wie Borschtsch und Pizza Quattro Stagioni mit althergebrachter deutscher Hausmannskost.

Auf der Speisekarte von "Meylas Restaurant" stehen nämlich so fremd klingende Gerichte wie Shorbat Abas (emiratische Linsensuppe), Balaleet (süße, mit Safran und Kardamom gewürzte Fadennudeln, gekrönt von einem dünnen Omelett), Semach Mashway ( gegrillter Fisch mit weißem Reis und Ghee) oder Harairoaa (traditionelles emiratisches Getränk, das mit gerösteten Amarant-Samen gesüßt ist).


Die Speisekarte auf Arabisch und Englisch wurde auf Ökopapier gedruckt.
Ein Blick auf die Gästeschar, die sich an diesem Abend rings um die Tische im Gastraum und auf der Terrasse mit Blick auf einen Meeresarm versammelt hatte, bezeugt: Ja, es sieht ganz danach aus, als kochten die junge Restaurantbesitzerin, Shaikha Al Kaabi, und ihre Küchencrew tatsächlich nach "Omas" Rezepten, denn der Anteil an Emiraties um die Tische ist auffällig hoch. "Meylas" ist der emiratische, mundartliche Ausdruck für "Majlis" - den typische Raum in arabischen Häusern mit umlaufenden, gestreiften Polstern, in welchem Gäste empfangen werden und wo man gemeinsam isst und trinkt.

Emiraties werden bei diesem Anblick nostalgisch: Rückwand mit alten Haushaltsgegenständen...

Seit 2012 war Shaikha Al Kaabi bereits mit ihrem gleichnamigen Food Truck in Abu Dhabi unterwegs: Auf verschiedenen Veranstaltungen oder auch im Alltag taucht dieser fahrbare Kiosk an unterschiedlichen Plätzen auf und bietet "Fast Food" auf der Basis alter emiratischer Rezepte. Das Restaurant ist nun eine Erweiterung dieses Angebots an festem Platze.



Die Inneneinrichtung des Restaurants orientiert sich weg von den vielen anderen, auf Hochglanz und Luxus gestylten Gaststätten und Bars der Stadt. Al Kaabi arbeitete extra mit einheimische Designern, um ihre Idee von einem "nostalgischen" Interior wahr werden zu lassen: Eine alte Eisentür, rot gestrichene Schulklassenstühle, alte Grießdosen als Besteck- und Serviettenhalter, Emaillekannen und  rustikales Geschirr versetzen Einheimische zurück in die 80-er.

Ein stimmungsvoller Filmclip über das neue Lokal inklusive eines Kurzinterviews mit der jungen Besitzerin findet sich hier.


Mit sichtbarerer Freude daran Gäste zu bewirten war Kellner Rida allzeit für uns zur Stelle, gab Hinweise und sah jederzeit dezent nach dem rechten. Wir bestellten die genannte Linsensuppe, Süßkartoffel-Pommes Frites sowie mit Schmelzkäse gefülltes Rgaag-Brot als ersten Gang. Und danach Tahta Rubyan (Shrimps in gewürztem Reis) und Fareed (Gemüseeintopf mit Lamm, dazu zerbröseltes, getrocknetes Fladenbrot, welches man in die Brühe gibt).
Während ich anschließend sehr glücklich mit meinem Chai Haleeb war (mit Milch und Zucker aufgekochter Tee), balgte sich der Rest der Familie geradezu um Legeimat-Teigbällchen, die an kleine Krapfen erinnern, serviert mit Sesam und Dattelsirup - eine Leckerei, die offenbar in allen Altersgruppen hier der "Hit" ist! Auch wenn einige der Gerichte vielleicht gewöhnungsbedürftig klingen, so waren sie doch erstaunlich aromareich und wohlschmeckend.

In der Küche wird gerade mein Rgaag-Brot zubereitet...
Shaikha Al Kaabi ist weiterhin voller Pläne. "Demnächst haben wir vor, dass Leute uns Großmutters emiratische Rezepte mitbringen können, welche unsere Köche dann hier ausprobieren und testen. Was überzeugt, wird man anschließend für gewisse Zeit auf einem Spezialmenü wiederfinden können", hatte sie unlängst erklärt (in: http://sailemagazine.com/).
Doch auch jetzt schon lohnt es sich für Neugierige, ihre Speisekarte und damit alte emiratische Kochtraditionen essend in "Meylas Restaurant" zu erkunden.

Der Ägypter Rida bediente uns kenntnisreich, schnell und freundlich.

Bei "Legeimat" reicht eine Portion nicht aus! :-)




















Sonntag, 15. November 2015

Leben und arbeiten in den VAE, einem "Stände-Staat"


Die Vereinigten Arabischen Emirate sind gewissermaßen eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Dieser Fakt ist wohl unbestreitbar, da im Alltag augenfällig. Nur ca. fünfzehn Prozent aller Einwohner des Landes sind tatsächlich Emiratis: die "first class" - und warum auch nicht, immerhin ist es ja ihr Land. Auch "zweiter Klasse" - als Expat aus westlichen Industrieländern kommend und hier dank Ausbildung und Fachwissen in hochqualifizierten Jobs beschäftigt - kann man mehr als nur kommod leben.

Bauarbeiter in Abu Dhabi
Doch wie verhält es sich mit den vielen Arbeitern, welche die "richtige" (oft auch  Drecks-) Arbeit machen, auf welcher der Wohlstand des Landes u.a. fußt? Wie geht es den zahllosen Pakistanis, Indern, Bangladeshis, Nepalesen, vielen Philippinos, Sri Lankern oder Jemeniten, welche auf den Baustellen, in  Industriebetrieben und Agrarwirtschaft, in Werkstätten und Tankstellen, mit Taxifahren, bei der Abfallbeseitigung oder als Grünflächenwarte ihren Lohn verdienen? Menschen des "dritten Standes"?

Aus dem Emirat Katar (das mit den VAE wirklich nichts zu tun hat!) gab es im Vorfeld der Fußball-WM 2022 mit ihren Mammut-Bauprojekten in der europäischen Presse viele Berichte über moderne Sklaverei und Tote auf dem Bau aufgrund katastrophaler Arbeitsbedingungen, z.B. Hitze.
Ich habe keinerlei Einblick in die Geschehnisse dieses Landes, daher kann ich dazu nicht Stellung beziehen. Richtig ist allerdings, dass nicht "alle Golfstaaten doch irgendwie gleich sind". Es gibt da auf den unterschiedlichsten Ebenen teils gravierende Differenzen! Deshalb möchte ich mich im heutigen Beitrag auch "nur" mit den Arbeitsbedingungen beschäftigen, unter denen in den VAE malocht wird.


Arbeiter der Müllabfuhr in einem Wohngebiet: Im Sommer immenser Hitze ausgesetzt

Ganz klar: Wenn ich hier im Hochsommer unter sengender Sonne Südasiaten im Blaumann auf Baugerüsten oder bei der Straßenreinigung sehe, dann denke ich automatisch: "Mann, die armen Kerle, wie halten die das nur aus?"
Natürlich ist diese Arbeit hart; das ist sie auch in anderen Weltgegenden. Zuerst einmal: In den VAE sorgt das Arbeitsministerium (United Arab Emirates Ministry Of Labour) dafür, dass ganz klare Standards eingehalten werden, was beispielsweise Arbeits- und Pausenzeiten, Überstunden, Urlaubstage und Arbeitsverträge angeht.

Arbeitsministerium geht Verstößen nach und regelt auch Pausenzeiten


Wer - angenommen - von seinem Arbeitgeber zu spät oder gar zu wenig Lohn erhalten haben sollte, kann auf dieser Homepage seine Beschwerde gleich online einreichen; da Smartphones in den Emiraten flächendeckend verbreitet und auch bei den Arbeitern gebräuchlich sind, technisch demnach keine schwierige Aufgabe.
Arbeiter also, welche beispielsweise mehr Stunden zu arbeiten angewiesen wurden, als gesetzlich vorgesehen sind, haben gute Aussichten, dass ihrem Einspruch nachgegangen und der Arbeitgeber zur Ordnung gerufen wird (so etwas kann im Extremfall auch zur Entziehung seiner Lizenz führen).

Um gerade jenen Arbeitern, die sommers unter extremen Bedingungen draußen arbeiten müssen, gesundheitliche Sicherheit zu gewährleisten, wurde im Emirat Abu Dhabi die verlängerte Sommer-Mittagspause verpflichtend eingeführt: Zwischen dem 15. Juni und dem 15. September dürfen sie von 12.30 Uhr bis 15.00 Uhr nicht arbeiten; die Arbeitgeber müssen währenddessen Schatten gewährleisten (i.d.R. werden die Arbeiter per Bus in ihre Unterbringungen gefahren).
Daher verschieben sich im Sommer die üblichen Schichten, denn die gesetzliche Arbeitszeit von täglich 8 Stunden darf dennoch nicht überschritten werden. Projektleiter, welche diese spezielle Pausenregelung zu umgehen versuchen, werden mit 15 000 Dhs pro Arbeiter zur Kasse gebeten - bei den Großbaustellen, welche oft viele hunderte Arbeiter beschäftigen sowie gar mehrtägigem Verstoß nicht gerade etwas, was Arbeitgeber gern riskieren wollen!
Um die Einhaltung solcher Vorschriften abzusichern, besucht eine Kommission des Arbeitsministeriums die Baustellen unangekündigt. Im Jahre 2014 wurden 50.000 Baustellen kontrolliert, von denen 109 gegen die Regularien verstoßen hatten und vor Gericht kamen.

In regelmäßigen Sicherheitsschulungen werden die Arbeiter nicht nur immer wieder auf solche Dinge wie die Notwendigkeit des Tragens von Sicherheitsschuhen und Helmen hingewiesen, sondern im Sommer auch über Hitzschlag und seine Vermeidung aufgeklärt (man muss bedenken, dass ein Teil der Betreffenden aus Ländern kommt, wo Schul- oder auch Allgemeinbildung nicht unbedingt so selbstverständlich wie für uns sind!) Der Gebrauch dieser Sicherheitsvorkehrungen wird permanent überwacht. Natürlich müssen die Arbeitgeber auch permanent Trinkwasser zur Verfügung stellen.

Arbeitercamps


Was mich zur Wohnsituation führt. Arbeiter leben in den VAE in Arbeitercamps - also nicht unbedingt das, was wir uns unter "schöner Wohnen" vorstellen: Hunderte Männer aus den vornehmlich beteiligten Nationen auf einem Gelände, das neben den Wohnräumen eine Kantine, einen medizinisichen Versorgungsstützpunkt, Moschee und oft ein Sportfeld umfasst. Die erste Assoziation ist sicher das Wort "Ghettoisierung" und "Massenunterkunft". Ja, geht mir auch so.
Was man auf der anderen Seite jedoch auch nicht ganz vergessen darf: Die Arbeiter kommen i.d.R. aus sehr traditionellen, patriarchalischen Gesellschaften, wo das Leben von Männern und Frauen eher parallel denn gemeinschaftlich abläuft.

Ich erinnere mich, dass einmal ein Arbeitercamp erbaut werden sollte - der zuständige Projektleiter befragte seine Arbeiter zuvor, ob sie lieber kleine Wohneinheiten für, sagen wir, vier Mann haben wollten. Oder aber eine Unterbringung mit zwölf oder mehr zusammen.
Wofür haben sich die Arbeiter entschieden? Richtig: Ihnen gefiel die "Massenunterkunft" besser als dieses in ihren Augen isolierte Wohnen mit nur wenigen Zimmergenossen. Südasiaten finden kaum etwas schlimmer, als "allein" zu sein! Man sollte also auch hier nicht automatisch bei der Bewertung von sich auf andere schließen...

Um ihrer Leistung angemessene Arbeits- und Lebensbedingungen zu befördern, wurde dieses Jahr in Dubai der "Taqdeer Award" ("Wertschätzung") ins Leben gerufen - ein Preis, welcher mittels Punktesystem unter den beteiligten Firmen bewertet, welche Bedingungen die einzelnen ihren Beschäftigten offerieren. Darunter zählen die Arbeitsbedingungen als solche, aber auch Sicherheits- und Gesundheitsvorsorge, Kommunikationswege und Transparenz innerhalb der Firma, Löhne und Umfeld.

Eine Frage der Perspektive


Die Arbeitslöhne für Arbeiter in den VAE mögen uns gering erscheinen. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass Kost und Unterbringung sowie medizinische Versorgung, Arbeitskleidung und Heimflüge (für Arbeiter aller zwei Jahre) komplett vom Arbeitgeber übernommen werden. Der gesamte Monatslohn, zumeist etwa 200 EUR, wird fast immer in das jeweilige Herkunftsland transferiert und reicht dort dann nicht nur aus, um die eigene (Groß-) Familie zu ernähren und für die Zeit nach dem VAE-Einsatz etwas anzusparen (eigenes Haus bauen, eigenes kleines Unternehmen gründen), sondern oft darüber hinaus auch noch für "halbe Dörfer" mit! Jährlich schicken in den VAE beschäftigte Arbeiter rd. 27 Milliarden US-Dollar (2014) in ihre Heimatländer und unterstützen damit deren Ökonomie. Die Hälfte dieser Summe allein geht nach Indien.

Zudem haben manche der Arbeiter in den Emiraten erstmals ständigen Zugang zu sauberem Trinkwasser, drei Mahlzeiten am Tag, Duschen und Toiletten, Aircondition und nicht zuletzt medinzischer Versorgung - mancher wird in den VAE zum ersten Mal im Leben von einem ausgebildeten Mediziner behandelt.
Auch wenn uns die Arbeits- und Lebensbedingungen des "dritten Stands" in den VAE nicht luxuriös vorkommen: Wer einmal z.B. einen indischen Slum gesehen hat und auch, unter welchen Bedingungen Menschen dort arbeiten und leben müssen, wird verstehen, dass es den Gastarbeitern hier teilweise immer noch viele Male besser geht als in ihrer Heimat.


Dass neben dem leiblichen Wohl auch das geistige nicht völlig zurückbleibt, wird zumindest angestrebt. So gibt es Kampagnen, um über gesundheitliche Gefahren aufzuklären (z.B. Bluthochdruck). Kürzlich wurde dazu aufgerufen, den Film "He named me Malala" über die pakistanische, bislang jüngste Friedens-Nobel-Preisträgerin Malala Yousafzai in möglichst vielen Arbeitercamps in den VAE zu zeigen, um den Männern dort das Thema Recht auf Mädchenbildung und Selbstbestimmung nahezubringen.

Gerade erst las ich in der Zeitung, dass im Industriestadteil Al Quoz in Dubai ein Arbeitercamp für gut fünftausend Bewohner kräftig grünt und blüht: Vor fünfzehn Jahren hatte einst einer von ihnen damit begonnen, Pflanzen zwischen den Wohngebäuden zu pflegen. Inzwischen beteiligen sich viele;  es wird gesät, gegossen und gejätet -  das grüne Camp samt Schildkröte, Kois, Meerschwein und Papageien ist für die dort Lebenden zu einer kleinen Oase geworden.

Diese Menschen, welche oft von weither kommen, um in den Emiraten die Arbeit zu machen, welche das Land blühen lässt (nicht nur metaphorisch), verdienen Respekt. Aber auch die, welche zunehmend dafür sorgen, dass sie das in Sicherheit und Würde können.
Diese Welt ist nicht gerecht, nirgends. Auch in den VAE springt es ins Auge. Mit vielen kleinen Schritten wird versucht, dies zumindest ein bisschen auszugleichen.

Sonntag, 8. November 2015

"Global" fühlen beim Supermarkteinkauf


Gerade um irgendwelche Feiertage herum fällt mir hier immer wieder so richtig auf, wie bunt gemischt die Bevölkerung der VAE mit seinem 85%-Ausländer-Anteil wirklich ist. Eigentlich feiert immer gerade eine Religionsgruppe, ein Land, eine Ethnie hier irgend etwas.

Neulich beim Carrefour. Das ist Europas zweitgrößtes Einzelhandelsunternehmen und in Abu Dhabi mit drei großen Supermarkt-Filialen vertreten. Ich suche den Carrefour regelmäßig vor allem wegen seines umfangreichen Angebots an Käse auf.
Auf der oberen Etage mit den Haushalt- und Elektronikwaren zeigt sich gegenwärtig eine Abteilung komplett in Schwarz-Weiß-Rot-Grün, den emiratischen Nationalfarben, denn am 2. Dezember jährt sich der Nationalfeiertag zum 43. Mal. Da man das hierzulande kräftig feiert, sind nun u.a. T-Shirts und Kinderkleider, Haarspangen und Kissenbezüge, Mützen, Teddybären und sogar vierfarbige Perücken in den Nationalfarben der Verkaufs-Hit.

Emiratische Nationalfarben, wohin man auch schaut... Am 2.12. wird gefeiert!

Eine Etage darunter werde ich mittels Aufstellern vor Süßigkeiten darauf aufmerksam gemacht, dass bald Diwali stattfindet. Mancher - daheim in Deutschland, der Schweiz oder Österreich - wird jetzt fragen: "Di - WAS?" In Abu Dhabi hingegen lernt man schnell, dass die hier zahlreich vertretenen Hindus aus vielen Herkunftsländern ihr alljährliches großes "Lichterfest" Diwali zu Beginn der "kühleren" Jahreszeit mit einer Menge traditioneller Bräuche feiern.

Das Schild verkündet: Diese Waren wurden extra anlässlich "Diwali" heruntergesetzt! Dahinter kann man die künstlichen Weihnachtsbäume der momentan "christlich" geschmückten Ecke nebenan im Supermarkt erkennen.

Genau nebenan ist auch für die Christen "gesorgt", Seit' an Seit' mit den Diwali-Angeboten! Der ganze Halloween-Ramsch ist kaum verpackt - schon stehen an gleicher Stelle nun künstliche Tannenbäume in Reih und Glied, finden sich Kugel- und sonstiger Baumschmuck, Lametta und Lichterketten.
Mir persönlich fehlen lediglich noch die Lebkuchenstände und der echte Tannenduft! Da ich es zuletzt jedoch auch Anfang September in Deutschland erlebt habe, dass ich - noch kurzärmelig - bereits die ersten Supermarkt-Weihnachtsartikel vorfand, kommt mir das momentan auch in Abu Dhabi nicht besonders paradox vor...

Die Abteilungen mit dem Christbaumschmuck scheinen mir hier in den Läden von Jahr zu Jahr größer zu werden...
Und damit auch noch diejenigen Käufer, welche sich weder beim National Day noch bei Diwali oder Weihnachten derzeit im Carrefour "wiederfinden", dennoch angesprochen und zum Kauf verführt fühlen, hängen überall Luftballontrauben und große Schilder, auf denen Carrefour UAE
sein hiesiges 20-jähriges Jubiläum mit diversen Discount- oder "Buy 1, get 1 free"-Aktionen feiert. Das momentan selbst zu ungewöhnlichen Einkaufszeiten erstaunliche Einkäuferaufkommen lässt darauf schließen, dass die ganzen Werbeaktionen ihre Zielgruppe nicht verfehlen....

Seit 20 Jahren verkauft Carrefour in den VAE - und lockt derzeit mir "Jubiläums"-Angeboten....

"Komisches Gemüse"


Dass das Verkaufs- und insbesondere Lebensmittelangebot unter solchen internationalen Vorzeichen unglaublich umfassend ist und - für den Neugierigen - quasi zu einer kleinen Reise durch die Küchen unserer Welt einlädt, ergibt sich somit wie von selbst.

Geben Sie es zu: Von Potol, Tindly oder Kokarol haben Sie zuvor vermutlich nie gehört. Ich auch nicht. Nein, das sind keine elektronischen Männerspielzeuge oder etwa ein Südsee-Hotelressort, was solche Namen trägt! Ganz unschuldig liegen diese grünen Gesellen in der Schütte in der Gemüseabteilung und harren ihres Schicksals in Töpfen und Pfannen... Ich glaube, ich muss das auch mal ausprobieren.


Auslage mit - für die Westeuropäerin! - "exotischen" Gemüsen. (Finden andere eher Kohlrabi und Blumenkohl "exotisch"?!)
 
Wer einmal "Amritsari" oder "Mughlai Kheema Samosas" ausprobieren möchte, muss keinen indischen Kochkurs machen, sondern kann hier auch erst einmal ein Experiment direkt aus der Kühltheke starten.....


Sonntag, 1. November 2015

Breitensport, auf "hip" gemacht

Mehr Gehen als Laufen: Spaß beim "Halloween"- NEORUN Abu Dhabi 2015

Es gibt Sportarten. Und es gibt Fun-Sportarten - körperliche Betätigung, welche vor allem von Jugendlichen (und solchen, die es gern noch sein würden) betrieben werden und bei denen der Fokus weniger auf Kardioeinheiten oder Fettverbrennung liegt, sondern auf "trendgerecht" und "Spaß": Snow- und Skateboard, Zumba, Kite-Surfen oder Paint Ball, Bobbycar Race oder auch so verrückte Sachen wie Gummistiefel- oder gar Handyweitwerfen, Bürogolf oder Wok-WM....

Laufen und Joggen habe ich bisher nicht unbedingt zu den Spaßsportarten gezählt. Aber auch hier macht viel nun mal die "Darreichungsform" aus! In Abu Dhabi kann man so ziemlich jede gewünschte Sportart ausüben - dass es hierzulande sogar eine Frauen-Eishockey-Mannschaft gibt und manch emiratischer Jungendlicher gern auch nur zum Spaß auf Kufen übers Kunsteis gleitet - darüber hatte ich ja schon berichtet.

Ein gewaltiger Besuchermagnet war am vergangenen Wochenende der NEORUN: Joggen bzw. Gehen als Trendsportveranstaltung! Über 5000 vorwiegend jugendliche Läufer nahmen daran teil: Ausgestattet mit Event-T-Shirt, Neon-Armbändern, farbig blinkender Brille, Leucht(schaumstoff)stab und viel Neonfarben, die im UV-Licht leuchten; viele außerdem mit Gruselmasken und Kostümen, denn kurz vor  Halloween war das Motto "spukig" ausgegeben worden!

Schauplatz für das Spektakel war die Zayed Sports City, über deren weitläufiges Gelände sich die bunt blinkenden und leuchtenden Massen der Läufer ergossen. Von der Bühne her gab es dazu energiegeladene House-Rhythmen von Radio1 und, über den Abend verteilt, insgesamt acht einheimischen und internationalen DJs.

Zugegebenermaßen: Der "Fun" stand an diesem Abend weitestgehend im Vordergrund, kaum jemand lief die 5 km; fast alle spazierten oder aber jagten sich höchstens einmal gegenseitig aus Spaß ein paar Meter - es war herzerfrischend zu beobachten, wie vor allem die einheimischen Teenager diese "aufsichtslose" Situation, noch dazu im Dunklen, posend und kichernd zu Annäherungsversuchen untereinander zu nutzen versuchten....
 

 Teils ging der Parcour entlang riesiger magischer Wesen (druckluftbetrieben, nun ja), welche eher putzig als wirklich gruselig aussahen. An manchen Stellen unter Palmen und zwischen Büschen, wo die Parkbeleuchtung etwas spärlicher war, hatte die Stimmung sogar etwas von einer Nachtwanderung im Schullandheim der Mittelstufe. In eigens errichteten Tunneln wurden die Teilnehmer ordentlich mit Neon-Farbe gespritzt, so dass dann bei der abschließenden großen "Enigma"-Tanzparty vor der DJ-Bühne auch wirklich alle im Dunklen zu leuchten begannen.

Anschließende Party vor der DJ-Bühne.

Alles in allem ein großer Spaß, der zwar sicher wenige zu Jogging-Bestzeiten, dafür aber viele einfach "in Bewegung" gebracht hat.

Natürlich kann man in der Zayed Sports City auch jede Menge "ernsthafen" Sport betreiben - von Fitnessklassen über Tennis, Fußball, Bwoling, Rugby oder Eissportarten (um nur einige zu nennen) und natürlich finden fast jede Woche im Winterhalbjahr regelmäßig Laufevents statt. Beliebt ist der
"Colour Run", bei dem die Läufer - analog dem hinduistischen "Holi"-Fest mit kunterbunten Farbpulver beworfen werden.
An anderem Ort (auf der Yas-Insel) wird am 20.11.2015 beim Abu Dhabi Striders Yas Run 2015 wieder ein 10 km-Lauf sowie Halbmarathon stattfinden, teilweise über die Formel 1-Strecke: Wer die Ziellinie überquert, darf an diesem Tag kostenlos in die Yas-Waterworld mit ihren zahlreichen Rutschen und anderen Badeattraktionen!


Neon-Farbe für - und auf! -  ALLE im "Tunnel"....

 


Mittwoch, 28. Oktober 2015

Kunst-Oase im Sand - Liwa ArtHubHotel

Ist das nicht... "Ritter Rost"?!? (deutsche Kinderbuchreihe).  Wir trafen ihn in der Wüste nahe der Liwa-Oase!
 
Wieder etwas aus der Rubrik: Abseits ausgelatschter (Touristen-)Pfade. 
Hotels gibt es in den VAE wie Sand in der Wüste. Dabei ist es schwierig, etwas unter mindestens 4*-Kategorie zu finden. Das ist natürlich toll, man kann in (oft) hervorragendem Service und dem Luxus schöner Deko und Inneneinrichtung schwelgen. Wenn man eine Reihe solcher Übernachtungen später Revue passieren lässt, unterscheiden sich die Erinnerungen jedoch meist nur in Details.


Das Liwa ArtHub Hotel hingegen wird hinterher für den Besucher nicht in uniformer Hochklassigkeit untergehen - es hat eine ganz eigene "Klasse"! 
Um das zu verstehen, muss ich etwas weiter ausholen. Am Rande von Abu Dhabi, besser gesagt, sehr ungewöhnlich gelegen - nämlich mitten in dem gigantischen, wahrlich nicht künstlerisch-inspirierendem Gewerbegebiet versteckt - steht der ArtHub:  
Eine moderne Galerie, deren rühriger Gründer und Eigentümer, Ahmed Al Yafei, sich darum verdient macht, regelmäßig Künstlern aus aller Welt in den hauseigenen Ateliers ein zeitweiliges Refugium zu bieten. Ihre dort entstandenen Arbeiten stellen die Gastkünstler in zumeist monatlich wechselnden Expositionen anschließend aus.

Das LiwaArtHotel vom gegenüberliegenden Dünenkamm aus gesehen (man beachte den ringförmigen Swimmingpool!)

Immer wieder mag der Wunsch aufgekommen sein, die phantasieanregende Eigenartigkeit der Wüste zu erleben und für das eigene Schaffen zu nutzen. Deshalb hat Ahmed Al Yafei auf einer ehemaligen Dattelfarm bei Liwa eine weitere Künstlerherberge initiiert - allerdings kann dort auch jeder neugierige Tourist einchecken. 
 
'Ahlan-Wasahlan' mit Großen Buch, Fremder....
Lehm-Fort gleich um die Ecke.






















 
Kamel-Installation
Pool-Brücke mit Düne im Hintergrund























  


Die Zimmer ziehen sich in langgestreckter U-Form um den großen, mit Palmen bestandenen Innenhof. Die Rückseite wird schlicht und einfach durch eine große Sanddüne begrenzt! Höhepunkt für staubige Ausflügler mag der wohl einmalige Pool sein: Rings um den Palmengarten mit Sitzpavillon zieht sich windungsreich ein blau gekachelter Schwimmkanal, welcher abends, ebenfalls mit blauer Leuchteinfassung, regelrecht magisch wirkt. Der erste mir bekannte, private "Ring-Pool" - versteckt am Rande der Rub Al-Khali! ("Das leere Viertel" = die größte, zusammenhängende Sandwüste der Welt) Gespeist wird er übrigens aus dem farm-eigenen Brunnen, der bemerkenswert salziges Wasser liefert (kleine Erinnerung daran, dass die Wüste einst auch nur ein Meeresgrund war....)

 

  
Hauptattraktion der Anlage sind selbstredend natürlich die vielen Kunstwerke, welche über das gesamte Gelände verstreut zu finden sind und auch noch nach der fünften oder sechsten Passage oft - je nach Tageszeit und Lichteinfall - immer wieder neue Blickwinkel und interessanten Details enthüllen.

Den Pool nutzten wir unlängst mit Freunden an einem heißen Herbstnachmittag. Wir hatten unsere schlichten, aber komfortablen Zimmer bereits bezogen; Mr. Ahmed war mit einer Gruppe gegenwärtig im Liwa ArtHub arbeitender Künstler sowie weiteren Touristen aus dem In- und Ausland noch unterwegs.

Das Abendessen (wie auch am kommenden Tag der Mittagstisch) wird reichhaltig für alle von den hauseigenen Köchen bereitgestellt. Alle - Künstler, Touristen und der quecksilbrige Mr. Ahmed - sitzen dann gemeinsam auf der Terrasse an einer langen Tafel.

Sonnenaufgang über der Rub Al-Khali...

Frühstück mit Drohne


Der nächste Morgen begann verdammt zeitig. Was sich aber in jedem Falle lohnte, denn es ging zum Sonnenaufgang in die Wüste! Nach ca. einer Viertelstunde Fußmarschs von den abgestellten Autos hinauf ins "Leere Viertel" befand man sich bereits "mitten drin" in den unermesslichen Weiten der Rub al-Kahli! 

Auf einem langgestreckten Dünenrücken platzierte Mr. Ahmed alle fürs erste Gruppenfoto, welchem noch viele folgen sollten. Dort kam nämlich sein neu erworbenes "Männerspielzeug" zum Einsatz: Eine Drohne, die uns fortan wie eine überdimensionierte Hummel umschwirrte, um von nah und fern Aufnahmen von unserem Ausflug zu machen!

Eine der Wochenendbesucherinnen ist Yoga-Lehrerin und hatte sich erboten, mit der ganzen Gruppe die aufgehende Sonne inklusive "Sonnengruß" und allem Drum und Dran zu erleben. Nun mag Yoga nicht jedermanns Sache sein, doch die meisten beteiligten sich artig an den Übungen und JA! - Wenn man unter sich die Füße fest im kühlen Puderzuckersand verankert hat, über die Haut zart ein warmes Lüftchen streicht, Sandkörner in diesem Hauch über den Boden "singen", und vor den Augen taucht dann die aufgehende Sonne die Weiten der Dünen in alle erdenklichen Orange-Rot-Rosa-Gelb-Braun-Schattierungen: Das hat was!

Innere Einkehr beim Sonnenaufgangs-Yoga - und erhöhter Schwierigkeitsgrad beim Drohnen-Gebrumm!

Ein bisschen irritierend war für manchen - inmitten dieser spirituellen Einkehr - möglicherweise Mr. Ahmeds fleißig über den Köpfen herumbrummende und -surrende Drohne. Aber wer lässt sich auch von dergleichen Neuzeitkram ablenken, wenn er die Magie des ewigen Sandes erspüren kann?!  :-)

Anschließend gab es auf einem großen "fliegenden Teppich", der wundersamerweise auf der Düne nebenan gelandet war (d.h. per Quad von einem Angestellten geliefert), ein reichhaltiges Frühstück für alle. Natürlich mit Drohne über allem! Auf dem Rückweg zu den Autos begann die Sonne bereits wieder zu brennen...

Frühstück auf "gelandetem" Teppich: Künstler und Touristen vereint.
Wer moderne Kunst mag, Lust hat, mit deren "Müttern und Vätern" ins Gespräch zu kommen oder einfach im Ring-Pool zu plantschen, vor allem wer jedoch den Zauber der Rub Al-Khali erleben möchte, dem sei ein Ausflug ins Liwa ArtHub Hotel empfohlen! Ahemd Al Yafei organisiert gern das Drumherum. Ebenso lohnend ist ein Abstecher in die Oasen-"Stadt der Dattel" Liwa nahebei oder einer zur Moreeb-Düne, die mit 120 m höchste Düne der Rub al-Khali und zugleich eine der höchsten der Welt.

Kleine Filme /Luftaufnahmen über den Liwa ArtHub kann man hier sehen: http://www.adah.ae/#!liwa-art-hub/c1cwb 

Die Facebookseite gibt's hier: https://www.facebook.com/Abu-Dhabi-Art-Hub-1375196236120485/

Und noch die vom Liwa-ArtHub: https://www.facebook.com/ArtHubLiwa/?ref=all_category_pyml

Kann auch dekorativ sein: Unreife Datteln am Zweig