Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 29. März 2015

In eigener Sache // On my own account



ENGLISH

This BLOG turns one year now. Thanks to all permanent and occasional readers, who are interested in this country, the daily life here in general and mine in particular!

On occasion of this anniversary I am going to start a new column (on top): ENGLISH. This has a reason. Meanwhile this BLOG gets access from all over the world. Perhaps, sometimes readers are disappointed when they come across by using Google key words.... just to realize that all the texts are available in German only. Therefore, little by little, I am going to transfer the content of the most read articles into English.

For more languages there is now an automatically translation support: On the right side, under my photo, you just choose any language in the drop-down menu -  the page will be translated.

If you feel like - just send me your ideas what kind of topics you would like to read here in the future.

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DEUTSCH

Dieser BLOG feiert gerade seinen einjährigen "Geburtstag". Danke an alle permanenten und gelegentlichen Leser, welche sich für die Vereinigten Arabischen Emirate, das Leben hier im Allgemeinen und meines im Speziellen interessieren!

Zur Feier des Tages gibt es ab sofort eine neue Rubrik in der Linkleiste oben: ENGLISH. Aus  einfachem Grunde. Inzwischen hat dieser BLOG regelmäßig Zugriffe von Menschen aus aller Welt. Sicher werden einige davon - die möglicherweise über eine Stichwortsuche hierhin gefunden haben -  enttäuscht sein, wenn sie den deutschen Text nicht verstehen. Deshalb habe ich vor, peu à peu die meistgeklicktesten Artikel ins Englische zu übertragen - nicht unbedingt immer Wort für Wort, aber in den Grundzügen.

Für weitere Sprachen gibt es neuerdings die automatische Übersetzungshilfe: Auf der rechten Seite, unter meinem Foto, die gewünschte Sprache im Drop-down Menü wählen - dann wird die Seite übersetzt.

Wünsche für Themen, welche Ihr / Sie hier künftig lesen woll t/ wollen, nehme ich gern weiterhin entgegen. Ab sofort auf Deutsch und Englisch!



Sonntag, 22. März 2015

"Heimatkunde"-Festival auf emiratisch


Jedes Jahr lädt Abu Dhabi seine Bevölkerung - die einheimische wie die ausländische - sowie deren zahlreiche Gäste zu einer lebhaften Art von "Landesschau": Dem zehntägigen Qasr al-Hosn-Festival.

Blick aufs Festivalgelände des Forts: künstlicher See, extra angelegt zur Illustration des Themas "Meer"!
 
Die Stadt mit ihrer, historisch gesehen, unwahrscheinlich kurzen Geschichte präsentiert sich dann im Herzen der City: Auf dem Gelände des "Weißen Forts" der Stadt, dem Qasr al-Hosn (das arabische Wort "Kasr" steht für Palast, "Hosn" für Burg). Im ersten aus Stein errichteten Gebäude der heutigen Haupstadt der VAE, das seit den 30er Jahren des 20. Jh. seine jetzige Form hat, residierten seit 1793 die Scheichs der Familie Al Nahyan. Heute dient das Fort als Museum aber nur noch kulturell-historischen und touristischen Zwecken.

"Oase" mit extra angepflanzten Dattelpalmen für die Festivalbesucher. Hat richtig Flair!

An dieser Stelle möchte ich darunter einmal mein absolutes Lieblingsbild von Abu Dhabi einflechten. Es zeigt die Festung vor rd. 50 Jahren - inmitten von Abu Dhabi.
Sie sehen ringsum nur Sand und Palmen, aber keine Stadt? Richtig. Die gab es noch nicht. Es ist fast unglaublich, wenn man heute durch diese hypermoderne Großstadt an genau diese Stelle fährt oder geht. Zu Zeiten, als ich noch nicht ganz geboren war, (was nun auch wieder noch nicht soooooo lange her ist), gab es exakt an gleicher Stelle noch gar nichts, was - bis auf ein paar Palmblatthütten und eben dieses Fort  - mit menschlicher Besiedelung in Verbindung hätte gebracht werden können!

Das Fort vor ca. 50 Jahren. Vergleiche bitte mit meinem aktuellen Foto von oben!                                http://archive.qasralhosnfestival.ae/about-qasr-al-hosn/about-qasr-al-hosn/

Das Festivalgelände in den Mauern des Qasr al Hosn wird jeweils in einzelne Abschnitte unterteilt, welche das Leben der Emiratis hier im Gestern und Heute widerspiegeln sollen. Da gibt es, selbstredend, die "Wüsten"-Zone mit Falkenvorführungen und Kamelgehege. Daran an schließt sich das "Oasen"-Areal mit hohen Dattelpalmen, durch welche sogar ein Stückchen extra angelegter Bewässerungsgraben führt, wie er typisch für die Oasen in der umgebenden Wüste Rub al-Khali sind.
Es gibt das ("alte") "Abu Dhabi" mit nachgebauten Bazaren, an deren Ständen man historisch inspirierte Handwerks- und Alltagsgegenstände kaufen kann.


"Oasen"-Zone
Einer der vielen traditionellen Verkaufsstände
Festivalgelände vor dem Qasr al-Hosn, dem "Weißen Fort" von Abu Dhabi

"Dünen"-Zone mit gähnender Kamelmama und ihrem Baby
Bühnen für kulturelle Vorführungen sind aufgebaut, eine kleine Einheit von emiratischen Soldaten in historischer Uniform marschiert unermüdlich durch die Besuchermassen. Es gibt viele provisorische Cafés und Raststätten, in denen man typisch emiratische Speisen probieren kann.




Mein Lieblingsabschnitt beim Qasr al-Hosn-Festival aber ist jedes Jahr der "Meer"-Bereich, welcher die enge Verwobenheit der alten Einwohner von Abu Dhabi mit dem maritimen Leben zeigt: Alte Männer hocken auf dem Boden, flicken Fischernetze, bessern Reusen aus, arbeiten an der kärglichen Ausstattung, mit welcher noch Anfang des vorigen Jahrhunderts hier nach Perlen getaucht wurde.

Zentrum dieser Zone ist ein See, der extra jedes Jahr nur für dieses Festival auf dem Gelände des Forts künstlich eingerichtet wird! Dhaus, die traditionellen Schiffe in der Region, liegen auf diesem "Meer". Aus Lautsprechern abgespieltes Meeresrauschen simuliert etwas mehr Naturnähe inmitten der umliegenden Wolkenkratzer außerhalb der Fort-Mauern.... Über Laufplanken kann man der neugierige Besucher sogar auf diese Schiffe drauf und sich alles anschauen.
Jedes Mal bin ich davon fasziniert, wie viele Emiratis sich neben den vielen interessierten "Fremden" immer einfinden (am Einlass zum Festivalgelände muss man zu vielen Tageszeiten Schlange stehen; der Parkplatzmisere werden die Veranstalter mittels eines gut funkionierenden Shuttle-Bus-Systems Herr.)



Es scheint, als ob alle, die einen Bekannten oder Verwandten haben, welcher auf der Bühne, an einem der Stände oder Handwerkervorführungen beteiligt ist, ihn oder sie besuchen kommen! 
Ganze Schulklassen wandern als "Heimatkunde-Unterricht" von Station zu Station, alle restlichen Emiratis des Landes kommen einfach aus Neugier, Stolz und, um die eine oder andere Leckerei zu kosten und vermutlich "Das schmeckt ja wie bei Oma!" auszurufen..... Stelle ich mir zumindest vor. Ich habe eine Süßspeise aus gekochtem Sago mit Safran probiert; die war ungewohnt glibberig. Doch würde mir dort jemand rote und grüne Götterspeise serviert haben, hätte ich bestimmt so nostalgisch lächelnd geseufzt, wie die Emiatis vor mir in der Schlange, welche ihre Sago-Schälchen zu einem der Sitzpolster trugen.

Handtrommeln und Reihen von weiß gekleideten Männern, welche sich mit Kamelstöcken im Takt ihres Gesangs wiegen: Traditioneller Tanz, wie er auf Hochzeiten und anderen festlichen Gelegenheiten bis heute hier überall ausgeführt wird.
"Kahwa", der arabische Kaffee aus frisch gemörserten halbgrünen Kaffeebohnen mit viel Kardamom, wird in einer aufwändigen Zeremonie herstellt - natürlich auch für Touristen. Wichtig dabei heutzutage: Nie ohne die Handy-Kamera!!! :-)

So, und wem so viel emiratisches Lokalkolorit noch längst nicht reicht, der kann sich nun zum Schluss dieses winzige Filmschnipsel von den tanzenden und singenden Männern ansehen. Aufgenommen, wie solltes es anders sein..... mit meiner Handy-Kamera!

Donnerstag, 12. März 2015

Sigmar Gabriel in Abu Dhabi: Gespräch mit Kronprinz Mohamed Bin Zayed Al Nahyan über Hassprediger in deutschen Moscheen


Anfang der Woche besuchte Vizekanzler Sigmar Gabriel auf seiner Reise durch mehrere Golfstaaten auch Abu Dhabi.

Tags zuvor noch hatte sich Gabriel in Saudi-Arabien bei den dortigen Staatslenkern nicht wirklich beliebt gemacht, als er sich für die Freilassung des wegen seiner gelinden Islam-Kritik zu 1000 Stockhieben verurteilten saudischen Bloggers Raif Badawi einsetzte. Mit dieser Menschenrechts-Forderung düpierte Gabriel somit die saudischen Machthaber, denn immerhin sollten ja bei diesem Besuch eigentlich die engen Wirtschaftsbeziehungen weiter gestärkt werden: Gabriel wollte ursprünlich gemeinsam mit 90 angereisten Wirtschaftsvertretern für Produkte made in Germany werben. Im übrigen verbindet das Wüstenland und Deutschland ja nicht zuletzt durch deutsche Rüstungsexporte bereits eine längere Tradition - was auf deutscher Seite zahlreiche Kritiker auf den Plan rief.

Natürlich konnte der Vizekanzler auf seiner Rundreise durch mehrere muslimische Staaten nicht die Augen davor verschließen, dass gerade in letzter Zeit viele Europäer und insbesondere Deutsche sich  vor dem Islam im allgemeinen und besonderen fürchten - Terrorgruppen, welche momentan im Namen Allahs Gräueltaten und Barbarei großen Ausmaßes verüben, geben leider dafür auch jede Menge Nährboden her.

Während Bundeswirtschaftsminister Gabriel das Problem von dieser Warte her bewusst war, muss ihn wohl doch überrascht haben, was er in einem langen Gespräch mit dem Kronprinzen von Abu Dhabi, Scheich Mohamed Bin Zayed Al Nahyan am Vortag seins Besuchs in der Großen Moschee erfuhr.

Pressestimmen zufolge zeigte sich Gabriel sehr bewegt vom großen Ausmaß der Sorge, welche das Herrscherhaus in Abu Dhabi vor der weiteren Ausbreitung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf der Arabischen Halbinsel hat. Doch nicht nur das - immerhin ist ja davon auch das friedliche Emiratsgebilde selbst bedroht, weshalb dieser Verbund auch selbst aktiv gegen die IS vorgeht. Vizeregent Scheich Mohamed Bin Zayed Al Nahyan brachte das Gespräch von selbst auf dieses Thema und zeigte sich sehr verunsichert und besorgt, was den Aufschwung von muslimisch geprägten Hasspredigern in Europa angeht!
"Gabriel war überrascht, dass der Scheich das Verhältnis seiner Religion zum Terrorismus so unverblümt thematisiert. Dass der Islam nicht terroristisch ist, aber die meisten Terroristen derzeit islamisch sind - das ist eine Feststellung, die Gabriel offensichtlich nicht vom Scheich erwartet hat." (Zitat aus Spiegel online) Der deutsche Wirtschaftsminister sprach sich anschließend für eine an deutschen Hochschulen koordinierte Ausbildung auch für islamische Geistliche in Deutschland aus: "Es kann nicht sein, dass in deutschen Gebetshäusern Prediger aus Pakistan oder anderen Ländern predigen, die nichts wissen über unser Land", sagt er dazu.

Angesichts der Dringlichkeit dieser Probleme gingen die eigentlich geplanten Themen dieser Reise nach Abu Dhabi in der Rezeption deutscher Medien fast ein bisschen unter: Gabriel - bisher in den Emiraten in der führenden Tageszeitung "The National" eher unter der Bezeichnung "Germany's Super Dad" bekannt - war ja hergekommen, um Beziehungen im Bereich der Erneuerbaren Energien, Infrastrukturprojekten und Bildung auszubauen. Selbstverständlich besuchte er die Ökostadt Masdar-Green City in Abu Dhabi (selbiger werde ich demnächst einen Blog-Beitrag widmen).

Hier schließt sich dann für mich auch der Kreis aus Bundeswirtschaftsminister-Besuch, Gespräch mit dem Kronzprinzen über islamischen Terrorismus sowie Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland. Scheich Mohamed Bin Zayed Al Nahyan  ist u.a. Initiator von 'Masdar City' wie auch Vorstandsvorsitzender der staatlichen Investmentgesellschaft Mubadala Development Company. Mubadala wiederum gehört zu 100 % der Konzern GlobalFoundries - und dieser ist seit 2009 beispielsweise hundertprozentiger Anteilseigner des ehemals unter dem Namen AMD bekannten Halbleiterwerks in meiner Heimatstadt Dresden, das dort 3700 Mitarbeiter dort beschäftigt.

Abu Dhabi kann wirklich keinen - religiös oder nicht - gefärbten Terror gebrauchen: Weder im eigenen, prosperierenden Land, noch in geografisch fernen, aber wirtschaftlich eng verbundenen Staaten und Städten, wie eben auch Dresden.

Montag, 9. März 2015

"Mehndi", eine Körperbemalung mit Henna

     Mehndi der Hände aus der arabischen Welt (Marokko)                                                                                                      http://addisonhillphoto.com/wp-content/uploads/2013/08/Sakina_Jens_0021.jpg

Ursprünglich stammt die Sitte, die Hände und oft auch Füße der Frauen mit Henna-Ornamenten zu bemalen, gar nicht aus dem arabischen Raum, wie viele glauben, sondern aus Persien, von wo aus sie sich nach Indien ausbretete und erst von da nach Arabien gelangte.

Vor allem vor Hochzeiten wird nicht nur die Braut, sondern auch die gesamte weibliche Gästeschar kunstvoll mit dieser Körperbemalung verziert; allein schon der Tag der gegenseitigen Bemalung ist ein kleines Fest für sich.

Während in Indien durchaus figürliche Darstellungen wie menschliche Gesichter, Vögel und andere Tiere üblich sind, werden diese von den Moslems vermieden - das sogenannte "Bilderverbot" im Islam hat zur Ausprägung filigranster Ornatmentik im oft floralen Sinne geführt. Beliebt sind deshalb bei Henna-Bemalungen in der arabischen Welt vor allem grosse, blumige und geometrische Designs. Oft  bedecken diese Muster fast komplett die Hand, wobei oft auch die Fingerkuppen und -nägel mit Henna gefärbt werden.

Drei Stunden "Sprachlosigkeit" dank meines beduinischen Mehndis


Als ich bei den Frauen einer Beduinen-Familie in Saudi-Arbien vor ungefähr fünfzehn Jahren meine erste Henna-Bemalung an den Händen erhielt, wusste ich noch nicht so recht, worauf ich mich da einließ. Wir waren durch Zufall von dieser nomadischen Familie in ihre Zelte eingeladen worden und kamen dieser Bitte natürlich voller Neugier und Freude nach.
Anfangs hatte man nebst meinem Manne auch die europäische Frau im "Männerzelt" höflich empfangen und bewirtet - nach einer knappen Stunde etwa wurde ich dann von einem der Brüder auf Englisch eingeladen, seine Mutter und die Schwestern kennenzulernen, welche sich in einem Zelt nebenan aufhielten.

Bis zu der Idee mit dem Henna war dort dann die "Konversation" mit den ausgesprochen liebevollen, warmherzigen Frauen des Hauses -  oder besser:Zelts - mangels eines erkennbaren Arabischs bei mir oder Englischs bei ihnen "mit Händen und Füßen" verlaufen, was auch ganz gut klappte.
Die Frauen umhegten mich mit Häppchen und Tee zwischen weichen Kissen auf dem Teppich wie eine lang verlorene Schwester. Schließlich jedoch kam eine auf die prachtvolle Idee, doch einmal meine weißen Hände zu verzieren. Ich nickte freudig, als man mir erklärte, dass ich auch so schöne Bemalungen wie sie erhalten würde.

Es wurde eine Schüssel mit der dicken schwärzlichen Pampe geholt. Eine der halbwüchsigen Schwestern hockte sich zu meiner Linken, die andere zu meiner Rechten - und dann ging es los. Ranken, Blumen, Tupfen auf den Handflächen, die Fingerkuppen bis zum zweiten Fingerglied mit der Masse eingewickelt. Hernach wurde mir bedeutet, die Hände nun zum Trocknen des Kunstwerks weiter geöffnet nach oben zu halten. Toll - ich hatte nicht gewusst, dass das Trocknen ungefähr drei  STUNDEN dauern würde!....
Nun konnte ich auch keine kleinen Zeichnungen zur Verständigung mehr malen oder eben "mit den Händen reden": Ich war zur nächsthöheren Stufe an "Sprachlosigkeit" verurteilt.

Beim Aufragen ist die Paste noch wesentlich heller, als nach dem Trocknen.                                http://footage.framepool.com/shotimg/qf/114436204-mehndi-salalah-henna-blumenmuster.jpg
 
Die Bedu-Frauen fanden es lustig, fütterten mich wie einen kranken Spatz und zeigten mir das möglicherweise einzige Buch im Umkreis mit ein paar Fotos, während mir fast die hochgereckten Hände einschliefen....
Meinem Manne, der inzwischen aus dem Nachbarzelt langsam wieder aufbrechen wollte, wo er mit den saudischen Männern zusammengesessen hatte, wurde als Bote ein kleiner Junge aus dem Frauenzelt geschickt, der erklärte: Er möge mal ruhig noch drei bis zehn Tässchen mehr des bitteren, mit Kardamom gewürzten Kaffees schlürfen... Bei seiner Frau könne das noch 'ne Weile dauern....

Schließlich war mein Mehndi getrocknet. Staunend sah ich, als die Wickel abgenommen wurden, dass bräunlich-orange Blumen auf meinen Händen erblüht waren. Wir schieden in herzlicher Eintracht von unseren beduinischen Gastgebern.

Nur eins war mir zuvor nicht klar gewesen: Man hatte auch meine Fingernägel mitgefärbt. Jedoch -  anders als auf der Haut -  verblasst die Farbe dort nicht von selbst mit der Zeit! Monatelang konnte ich dem Wachstum meiner Fingernägel zuschauen anhand der Linie, welche oeben das Orange im Nagel von der herausgewachsenen, natürlichen Farbe schied. Das sah grotesk aus. Nur ich wusste, warum ich viele Wochen lang ständig mit knallrot lackierten Fingernägeln unterwegs war!....


Diese beiden Henna-Tattoes hat mir hier in Abu Dhabi meine
neunjährige Tochter gemacht - sieht doch klasse aus, oder?!


Montag, 2. März 2015

"Flüssig Brot" - wie man an Getränke kommt, wenn man mal kein Wasser will


Manchmal lebt der Mensch (vulgo der Deutsche Expat) auch nicht nur vom Brot allein.
In vielen muslimischen Ländern stellt einen das vor Probleme; Alkohol ist nun einmal nicht so recht Islam-konform. "Flüssig Brot" (Bier), Wein oder andere geistige Getränke gehören jedoch für Leute aus westlichen Herkunftsländern oft zur Geselligkeit oder Kulinarik schlichtweg dazu. Auch für mich gehört zu einem "runden" Essen ein gutes Glas Wein.

Einkauf im Alkohol-Geschäft namens "High Spirits"

Das Alkoholverbot wird in einzelnen Staaten ganz unterschiedlich gehandhabt. In Saudi-Arabien z.B. saßen wir wirklich auf dem "Trockenen" - merke: Es ist nicht immer von aridem Klima die Rede, wenn auswärts Lebende von einem "dry country" berichten, sondern möglicherweise auch von einem Land mit striktem Alkoholverbot! Das wurde dort weiland für uns nur unzulänglich verbessert durch diverse, vor sich hinblubbernde Kanister im Badezimmer. Eingeweihten muss ich jetzt nur den Begriff "Rauch-Säfte" zumurmeln....

In Delhi in Indien arbeitete ich intelligenterweise (zufällig) gleich bei DER - damals fast einzigen - Importfirma für Käse und Wein. Dort habe ich gelernt: Man kann sich sein Gehalt ja auch teils in "Naturalien" auszahlen lassen! So mussten wir nicht extra für ein Bier in eines der 5-Stern-Hotels gehen - denn nur dort wird in Delhi ausgeschenkt. In Libyen - ebenfalls "dry" - wiederum wusste uns meine arbeitsmäßige und freundschaftliche Nähe zu Diplomatenkreisen entsprechende zu Ware verschaffen.

Wie so einiges andere, ist auch dieses Thema in den Emiraten einmal wieder vergleichsweise einfach geregelt. Die Landesherren der VAE fanden für die vielen Ausländer, welche immerhin rund 85% der Gesamtbevölkerung darstellen, eine pragmatische Lösung. Motto: Zufriedenheit für alle, egal welcher Konfession.
In einem älteren Beitrag bin ich z.B. schon auf die in den VAE besonders eindrucksvoll beheimatete Einrichtung der "Ladies' Nights" eingegangen. Wenn man so will, eine - gemessen am muslimischen Umfeld - herausragend paradoxe Erfindung, die gerade darum großen Anklang findet.

Doch auch für den ganz unprätentiösen, heimischen Genuss sind Alkoholika hier im Laden erhältlich. Jedoch - um der Sensibilität des Themas Rechnung zu tragen - nicht im gewöhnlichen Supermarktregal, sondern in speziellen Geschäften. Theoretisch kann man da "einfach" so einkaufen gehen, sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass es in Abu Dhabi durchaus klare gesetzliche Regelungen gibt: Wer Alkohol ohne Lizenz dazu erwirbt oder konsumiert, macht sich strafbar!

So sieht die Homepage aus, auf welcher man diese Lizenz beantragen muss. Angabe des Visums, des Arbeitgebers und ein Beleg, dass man kein Muslim ist, sind Pflicht.


Das ist die Homepage https://www.auhsl.ae/Consumers/Pages/Home.aspx für die Beantragung der Lizenz

Die "Liquor Shops" der in Abu Dhabi einzigen Kette mit dem großartig gewählten Namen "High Spirits" selbst sind bemerkenswert gut sortiert und umfangreich ausgestattet. Unter Weinen, Bieren und Hochprozentigem aus aller Welt kann man z.B. chilenische Rotweine erwerben, österreichische Veltliner, natürlich superteure französische Champagnermarken, und sogar Rebengebräu aus dem anhaltinischen Saale-Unstrutkreis ("Rotkäppchen")!
Der Einkauf wird in stabile, schwarze Tüten verpackt, so dass man nach Verlassen des Geschäfts auch streng gläubige Moslems nicht einmal mit dem schieren Anblick von Alkohol belästigt. Erinnert ein bisschen an die Packpapiertüten im Amerika der Prohibition - ist aber doch hier eine für alle Beteiligten respektvolle Lösung, finde ich.

Erhältlich: Weine aus aller Welt, so auch aus Mitteleuropa

Die Preise sind so gehalten, dass man nicht gleich in Ohnmacht fällt. Jedoch auch so, dass man sich jedes Glas doch genauer überlegt - dies trifft in besonderem Maße auf Alkoholika in den Lokalen / Hotels mit Schanklizenz zu. Was zur Folge hat, dass in Abu Dhabi oder Dubai niemand auf ein Feierabendbierchen oder das Glas Rotwein zum Abendessen verzichten muss. Man allerdings auch nirgends betrunkene Menschen erlebt (hierfür sorgen wohl auch die dezent agierenden Sicherheitskräfte in den Restaurants).

Aber Achtung: Die Emirate haben unabhängig voneinander bestehende Gesetzgebungen. So ist z.B. Sharjah generell "trocken", d.h. es gibt auch in Hotels keinerlei Alkohol. Auf der Seite des Auswärtigen Amtes steht hierzu:
"Die VAE sind ein islamisches Land. Alkohol wird zwar in einigen Hotels angeboten, jedoch ist der Konsum ohne Lizenz verboten. Bei Zuwiderhandlung und Anzeige muss mit der Abnahme des Reisepasses, einer längeren Gerichtsverhandlung und einer Geldstrafe gerechnet werden. Im Emirat Sharjah wird das Alkoholverbot besonders streng gehandhabt. Alkohol wird in keinem Hotel angeboten."

Bevor man also in die VAE einreist, sollte man sich die jeweiligen Bestimmungen genau zu Gemüte führen, um vor unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein!

Im übrigen: Ein Prosit auf diese Toleranz, die auf gegenseitigem Respekt fußt und somit sowohl für als auch gegen die Trinkgewohnheiten diverser Kulturen (fast) alles ermöglicht!