Es gibt die Goldmarie und die Pechmarie. Zumindest in Grimms Märchen.
Und dann gibt es noch die SandMarie. Die sitzt manchmal auf einer emiratischen Düne und lässt den Sand durch ihre Finger rinnen. So wie die Sandkörner herab, fließen dann gelegentlich Buchstaben durch ihren Sinn, welche sich zu Worten und Sätzen fügen: Über das Leben allgemein, das Leben als Expat in den Emiraten, über Menschen, Bücher (z.B. mein eigenes, s.o.), Erlebnisse....

Sonntag, 26. Februar 2017

Frauen in der emiraitischen Politik


Oft werden in den westlichen Ländern - bzw. in den Köpfen dort - die arabischen Golfstaaten alle in den berühmten einen Topf geworfen. Was in der Realität schwierig ist, da sich diese Staaten nicht nur von der politischen Form und Ausrichtung, sondern auch von der regionalen Tradition und ihrer "Übersetzung" ins Heute oft stark unterscheiden.


Weltjüngste Ministerin: Shamma Al Mazrui, 22 Jahre, Jugendministerin der VAE                                  Quelle

So erlebe ich es immer wieder, dass Menschen, die im "Westen" leben, beispielsweise Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate quasi gleichsetzen. Auf den allerersten Blick mag es hingehen: Nachbarländer - Wüste, Islam, Kamele, Erdöl, Männer in Weiß und Frauen in Schwarz.
Damit hören viele Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf. Das zeigt sich im täglichen Leben. Während ich z.B. in Saudi-Arabien stets Abahja trug und nicht Autofahren durfte, ziehe ich in den VAE selbstverständlich an, was ich mag (im Bikini ginge ich ja auch in Europa nicht zum Einkauf ...), und Autofahren ist das quasi täglich "Brot" aller Berufstätigen wie auch Eltern hierzulande.

Immerhin hat Saudi-Arabien neuerdings gleich zwei Frauen an der Spitze von Finanzunternehmen: Während Rania Mahmud Naschar nun der Bank Samba vorsteht, ist Investmentbankerin Sarah al-Suhaimi zur Präsidentin des Verwaltungsrats der saudischen Börse ernannt worden. Darüber hinaus ist das Land nach wie vor sehr konservativ geprägt.

In den VAE ziehen immer mehr Frauen in die Berufswelt nicht nur ein (ich berichtete darüber hier schon), sondern teils auch in sehr verantwortungsvollen Positionen. Natürlich geht so ein Wandel nicht von heute auf morgen vor sich. Man erinnere sich daran, dass auch in der Bundesrepublik Deutschland eine Ehefrau bis sage und schreibe 1976 nur mit Erlaubnis ihres Gatten einer Berufstätigkeit nachgehen durfte!

Unlängst trafen sich in Dubai Frauen, aber auch Männer (unter ihnen Sheikh Hamdan, der Kronprinz von Dubai) zu einer Panel-Diskussion der Vereinten Nationen zum "Ecomomic Empowerment of Women" (ökonomische Stärkung von Frauen). Die diskutierten Hauptthemen waren das Bekämpfen von für Frauen nachteiligen Strukturen, die Förderung positiver Beispiele erfolgreicher Frauen in der Gesellschaft, die juristische Absicherung, die Anerkennung von Familien- und Haushaltstätigkeit, eine Veränderung von für Frauen nachteiligen Traditionen in bestimmten Gesellschaftsmilieurs sowie eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Frauenrechten allgemein.


VAE: Jüngste Ministerin der Welt mit 22 Jahren


Vor einem Jahr machte in der internationalen Presse Shamma Al Mazrui als jüngster Ministerin der Welt Schlagzeilen. Die in Abu Dhabi geborene 22-jährige amtiert als Jungendministerin der VAE und eine von insgesamt acht Frauen im 29 Mitglieder umfassenden Kabinett.
Der eine oder die andere mag hier kritisieren, dass sie "ja aus einer vornehmen emiratischen Familie" stammt. Doch ist dies unbedingt ein Garant für Intelligenz, Schaffenskraft oder Erfolg? Ich glaube, in einer bislang sehr wertertraditionellen Gesellschaft wie der hiesigen ist es durchaus von Vorteil, wenn eine junge Frau relativ unabhängig erzogen und durchaus gezielt auf so ein Amt hin ausgebildet wurde.


Shamma Al Mazrui im Gespräch mit Dubais Sheikh Mohammed Bin Rashid Al Maktum           Quelle

Es ist ja nun nicht so, dass sie einfach als "Tochter von jemand" ahnungslos an wie auch immer geartete Macht gelangt ist. Shamma Al Mazrui war die erste Rhodes-Stipendiatin der VAE und schloß in Oxford mit dem Master of Public Policy ab. Sie machte eine Internship an der emiratischen Botschaft in Whashington D.C., arbeitete als Analytikerin für die UN und steht dem nationalen Jugendkongress vor.
Sicherlich ist es nicht von Nachteil, wenn ein/e Politiker/in auf "Augenhöhe" mit den von ihm oder ihr vertretenen Personenkreisen verkehrt, und sei es allein schon altersmäßig gesehen. Al Mazrui ist garantiert näher an den Bedürnissen und Wünschen ihrer emiratischen Altersgenossen dran und kann ihnen adäquater in der Landesregierung Gehör verschaffen, als es ein grauhaariger Senior-Politiker je könnte.

Ein CNN-Interview mit der eloquenten Jungministerin kann man hier sehen.

Sonntag, 19. Februar 2017

Schmetterlinge und Fische in Schardscha

Eigentlich hatten wir auch dieses Jahr wieder das "Festival of Lights" im Emirat Schardscha sehen wollen. Leider war genau das Wochenende, als wir hinfuhren, das kälteste und außerdem mit Sandsturm und Regen ungemütlichste dieses Winters ... Deshalb haben wir leider dieses Mal nicht so viel vom Festival gesehen - allerdings versöhnten zwei andere Highlights.
Das Schmetterlingshaus auf Al Noor Island mit futuristischer Architektur.

Der Schmetterlingspavillion auf Al Noor Island in der Lagune


Die 45.470 m² kleine Insel in der Khalid-Lagune, die man über eine Fußgängerbrücke erreicht, ist schon an sich ein Kleinod. Ende 2015 wurde das für 80 Mio Dhs (rd. 22 Mio Eur) kreierte Projekt im Herzen der Hauptstadt Schardscha eingeweiht. Folgt man den ausgewiesenen Pfaden, kann man auf doch relativ engem Raum eine Vielfalt an park- und landschaftsgärtnerischen Ideen erleben, die dennoch nicht gedrängt wirken, sondern Leichtigkeit versprühen. Überall stehen Bäume mit einem roten Schild "I was saved" ("Ich wurde gerettet"), die hier eine neue Heimat gefunde haben und auch bei Sonne die Wege überschatten. 


Blauer Morpho-Falter oder "Himmelsfalter"

Dazwischen: Kunst-, Licht und auch (dezente) Klangskulpturen. Des Nachts wird alles magisch mit gezielten Lichtinstallationen zum Leben erweckt, sogar eine Gräserareal wurde mittels winziger LED-Leuchten zur Anmutung einer Glühwürmchenwiese gemacht. Einheimische, aber auch sonstige tropische, botanisch sehenswerte Pflanzen aller Art machen den Spaziergang überdies zu einem Wissensrundgang. Ein wenig ist man wie verzaubert, wenn man hier eine Weile lustwandelt, verweilt und immer Neues entdeckt!

Höhepunkt des Inselspaziergangs ist für viele der Besuch des Schmetterlingspavillions, dessen außergewöhnliche Architektur schon von weitem den Blick auf sich zieht. Eröffnet wurde das Objekt vor einem Jahr. 
Kokons aller Stadien im Brutschrank



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Unter der futuristischen Gitternetzgestaltung eröffnet sich ein Habitat für 150 bis 200 Schmetterlinge unterschiedlicher Arten. Überall flattert und schwebt es um einen herum in der warmen, feuchten Luft. Besonders auffällig ist der Blaue Morphofalter. Man kann die zarten Tiere beim Rüsseln an Blüten beobachten und auch alle Stadien der Schmetterlingslarven während ihrer Metarmophose in den eigens aufgestellten Brutschränken.

Überall kann man den Faltern beim Nektartrinken zusehen

 

Tauchgang im Trockenen: Aquarium Schardscha


Eine weitere Attraktion für insbesondere Kinder und andere Meerestierliebhaber ist das Nautische Museum, welchem das Aquarium angeschlossen ist. Diese Attraktion gibt es bereits seit 2008. Auf zwei Ebenen 20 Aquarien und Tanks zu besichtigen, die etwa 150 unterschiedlichen Spezies eine neue Heimat geben. Was für unser Auge "exotisch" anmutet, sind dennoch Fische und andere Wasserbewohner, die rings um die Emirate mit ihren Meeren heimisch sind!
Giftig: Der Feuerfisch
An einigen Stellen eröffnet sich ein Blick über das teilweise über beide Stockwerke verbundene Aquarium
 
Doch die Tiere sind nicht nur wie in einem Zoo zu besichtigen. Das Aquarium erklärt auch den Lebensraum Meer an sich, erinnert an die Seefahrer- und Perlentauchertradition der Emirate und weist auf die Gefahren hin, welche heutzutage dem Ökosystem Meer drohen. Daher nennt sich die Einrichtung auch Bildungseinrichtung und wird häufig von Schulklassen aus Schardscha, aber auch von den benachbarten Emiraten für Bildungsausflüge genutzt.


Kleiner Rochen
Gefleckte Muräne, halb in ihrem Loch verborgen
Seepferdchen, im Korallengeäst dümpelnd
Quelle: http://www.e-architect.co.uk/wp-content/uploads/2016/01/butterfly-pavilion-in-sharjah-3d110116-t-2.jpg

Fotos (4) Tanja Döhring

Mittwoch, 8. Februar 2017

Kluge Ampeln auf dem Vormarsch


Uralt-Bonmot: Woran erkenn man nachts einen Deutschen?
 

Er wartet auch früh um vier auf einer völlig menschenleeren Straße an der roten Ampel auf Grün.



Jeder weiß, dass in anderen Ländern die Leute zumeist das Ampellicht in solchen Situationen eher als eine Art "Empfehlung" verstehen und behandeln. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Der Dubai Police zufolge waren unter den 198 Verkehrstoten 2016 nämlich 47 Fußgänger, welche im Straßenverkehr überfahren wurden. Major General Mohammad Saif Al Zafeen von der Dubai Police sagte dazu: "Es gibt einen Anstieg auf Dubais Straßen besonders bezüglich Verkehrstoter durch Überfahren. Die meisten davon passierten mit Arbeitern, welche in Arbeitercamps in der Nähe von  Highways wohnen." Denn die, oft auch aus Regionen stammend, wo es kaum Verkehrsregeln gibt, laufen oft nicht erst bis zur nächsten, sicheren Fußgängerüberführung, sondern springen über die Leitplanken. Sicherere Wege für Fußgänger machen sich also immer mehr nötig.


Auch, um diese traurige Zahl zumindest zu senken hat RTA (Dubai Roads and Transport Authority)
einmal wieder eine technische Neuerung installiert: Die "kluge Ampel" nimmt über Bewegungssensoren im Fußweg Zahl und Richtung von Fußgängern wahr. So eine  "intelligente" Ampel gibt es neuerdings in Dubai an der Al Saada Street, eine Art Pilotprojekt.

Maitha Mohammad Bin Adai, die CEO der Behörde für Straßenverkehr beim RTA, erklärt die Funktionsweise: "Die Ampel erkennt die Bewegung von Fußgängern auf dem Fußweg mittels eingelassener Sensoren, bevor sie die Straße überqueren oder auf der Kreuzung selbst, während sie hinübergehen. Dabei passt die Ampel automatisch die Zeit des Signals an."
Dadurch, so die Behördenchefin, wird ein sicheres Überqueren der größtmöglichen Fußgängerzahl zur gleichen Zeit gewährleistet und somit allen Verkehrsteilnehmern ein hervorragender Service bereitgestellt.


Bislang sind die Ampelanlagen in Dubai mit einem Zeittakt voreingestellt, doch nicht zu allen Tageszeiten trifft das die tatsächlichen Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer. Besonders gefährlich ist, wenn die rote Phase für manche Fußgänger "zu lange" dauere und sie dann bei rollendem Autoverkehr einfach zu überqueren versuchten.

Solche Probleme sollen künftig zunehmend mehr "intelligente Ampeln" auf Dubais Straßen beheben.